BILD, BEDEUTUNG, BEWEGUNG

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Woher kommen die Namen der Asanas – und wie können wir die Symbole, die darin anklingen, in unserer Praxis erlebbar und fruchtbar machen? Anna Trökes hat sich eingehend mit der Symbolik der Yogahaltungen beschäftigt und gibt uns einen Einblick.

Diese indische Statue aus dem LACMA-Museum in Los Angeles ist über 1000 Jahre alt. Sie zeigt den Gott Shiva als Nataraja. Sein Tanz symbolisiert den dynamischen Prozess von Werden, Bestehen, Vergehen und von Neuem Entstehen – in dessen Zentrum es völlig still ist.
FOTOS: UNSPLASH, ADOBE STOCK

Für mich gehören Symbolik und Yoga schon sehr lange zusammen. Der Vater meines ersten Mannes, der Künstler Heinz Trökes, hat mich in meiner Jugend mit dem symbolischen Gehalt bildender Kunst vertraut gemacht. Das führte dazu, dass ich mich auch beim Yogaüben gefragt habe: Bilde ich zum Beispiel in der Kobra wirklich nur die Form einer Schlange ab, oder ist da noch etwas anderes? Warum heißt die Haltung überhaupt so? Sie könnte ja auch „nach oben gebogener Ast“ heißen oder „Haken-Asana“? Dazu kam, dass mein langjähriger Lehrer Boris Tatzky in der Tradition von Desikachar mit Vinyasa Krama gearbeitet hat. Das bedeutet: Er stellte eine Asana in den Mittelpunkt der Praxis, arbeitete auf sie hin, brachte sie zum Erblühen und zeigte dann wieder einen Weg hinaus. Noch bevor wir überhaupt zu üben begannen, sprach er über die Asana und ihre tiefere Bedeutung. Dank dieser Herangehensweise habe ich bemerkt, dass die Beschäftigung mit der Symbolik mein Üben stark veränderte: Es bekam mehr Tiefe und berührte sehr viel mehr Ebenen in mir als nur Körper, Atmung und die unmittelbar damit verbundenen Empfindungen.

Ein Beispiel aus meinem eigenen Unterricht kann das vielleicht illustrieren: Ich leite die Meditation meistens so an, dass wir zu Beginn in unseren Wurzelraum hineinspüren. Dabei steigen ganz natürlich Fragen auf wie: Worauf gründe ich eigentlich? Welches Bild davon trage ich in mir? Ist das der Fußboden in einem Haus, der Fels einer Höhle, eine Wiese oder vielleicht ein Platz am See? Alles, was sich da zeigt, ist symbolisch aufgeladen. Das bedeutet, es steht für etwas, das wir innerlich empfinden, aber nicht so leicht formulieren können, denn es reicht ins Unterbewusste hinein. Die Entschlüsselung dieser Symbolik kann uns Hinweise darauf geben, was in unserem Innersten vor sich geht. In der Tiefenpsychologie arbeitet man schon lange mit solchen inneren Bildern und ihrem symbolischen Gehalt, denn es ist extrem wirksam. Es wirkt transformierend. Und Transformation ist ja auch der tiefere Sinn von Yoga.

YOGA ALS „HEILSWEG“

Yoga versteht sich selbst als einen „Heilsweg“, nämlich einen Weg in die Heilung: Er will uns zunächst erkennen lassen, was in unserem Leben nicht mehr heil ist und was die Ursache dafür war. Dann bringt er uns Konzepte und Methoden nahe, die eine