MANDUKYA UPANISHAD

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ALLER GUTEN DINGE SIND VIER!

Dieses Mal stellt euch unsere Autorin Sybille Schlegel die Mandukya Upanishad vor, einen kurzen Text, der es ganz schön in sich hat: Er handelt von nichts weniger als dem Wesen des Bewusstseins, der Ordnung des Universums – und einem großen Klang, der all das in sich trägt: OM!

QUELLENTEXTE DER YOGAPHILOSOPHIE TEIL 5

FOTOS: ADOBE STOCK

Auf dem Siegertreppchen gibt es genau drei Plätze, weshalb der vierte Platz oft als „undankbar“, im besten Fall tröstlich als „Sieger der Herzen“ bezeichnet wird. Überhaupt hat die Zahl drei bei uns einen äußerst spruchreifen Ruf: Aller guten Dinge sind schließlich drei. Oft muss der Held im Märchen drei Aufgaben bestehen, gibt es drei Schwestern oder drei Wünsche. Das zeigt: Die Drei hat sich einen festen Platz in unserem kollektiven Bewusstsein erarbeitet. Und um das Bewusstsein geht es auch in der Mandukya Upanishad – allerdings liegt laut diesem Text das Eigentliche erst hinter den magischen Drei verborgen, in einer alles entscheidenden vierten Dimension …

DREIHEIT, ZWEIHEIT, EINHEIT

Die Mandukya Upanishad ist die kürzeste und nach Auffassung der Forschung auch die jüngste der 108 traditionell anerkannten Upanishaden. Aber Moment, noch mal einen Schritt zurück: Was sind überhaupt die Upanishaden? Die Entstehung dieser Gruppe von indischen Weisheitstexten hat sich vermutlich von etwa 700 bis 200 vor Christus und damit über ein halbes Jahrtausend erstreckt. Sie gelten als der „Abschluss der Veden“ – das Vedanta. Der Begriff Veda bezeichnet dabei sowohl die Gesamtheit der vedischen Texte als auch generell (göttliches) Wissen, während Anta ganz einfach Ende bedeutet. Die unter dem Namen Vedanta bekannte philosophische Schule, (auch als Advaita Vedanta bezeichnet) stellt eine Lehre in den Mittelpunkt, der wir auch im Yoga sehr viel Gewicht geben: Alles ist eins. Die Frage, die dazu aber in vielen Upanishaden gestellt wird, lautet nachvollziehbarerweise: Was ist denn dieses Eine, wenn sich doch augenscheinlich alles voneinander unterscheidet und in dieser Unterschiedlichkeit ja getrennt ist? Das meiste, was wir in unserer Wahrnehmungswirklichkeit erleben, ist mindestens in Paaren vorhanden: Schuhe, Hände, ich und du, Tag und Nacht – also gerne auch in Gegensatzpaaren: kalt und heiß, klein und groß, hart und weich …

Dank solcher Unterscheidungen sind wir in der Lage, uns zu orientieren. Ganz vorne im Verständnis kommt dabei die Unterscheidung von unten und oben: Unten ist der Planet, mit dem wir durch die auf unsere Körper wirkende Schwerkraft verbunden sind, oben ist die Weite des Himmels, des Universums. Ich habe mal gelesen, dass man auf der ISS anfangs kein oben und unten definiert hatte, was die Astronauten in der Schwerelosigkeit fast verrückt hat werden lassen. Erst als man zwischen einem an den Wänden markierten „