GEBEN UND NEHMEN

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Natürlich: Ein erfülltes Leben hat erst mal gar nichts mit materieller Fülle zu tun, aber ist es nicht auffällig, wie verschämt und verklemmt es häufig wird, sobald wir im Zusammenhang von Yoga über Geld sprechen? Dabei verdient dieses Thema genauso viel Bewusstsein und Klarheit wie alle anderen Aspekte des Lebens.

FOTO: ADOBE STOCK

Spiritualität und schnöder Mammon, das hat scheinbar noch nie zusammengepasst: Erleuchtete Menschen brauchen nichts und wollen nichts, sie geben mehr als sie nehmen und opfern sich auch gerne auf, wenn es um eine gute Sache geht, ist schließlich gut fürs Karma … Dieses Bild hält sich hartnäckig, vielleicht sogar umso mehr, als es das genaue Gegenteil der gnadenlos kapitalistischen Welt ist, in der wir leben. Geldgierige Ausbeuter*innen hier, heilige Asket*innen dort, Luxus auf der einen Seite, schlichte Genügsamkeit auf der anderen. Wahrer Reichtum liegt ja im Inneren. Aber wo bewegst du dich selbst in diesem Schwarz-Weiß-Bild? Und ganz konkret: Darf man mit Yoga Geld verdienen?

Ein Blick in die alten Schriften zeigt: Selbst im alten Indien waren spirituelle Lehren nicht umsonst zu haben: Ein gewisser Janashruti bietet dem erleuchteten Raikva 1000 Rinder, seinen Wagen und eine Menge Goldschmuck an, damit der ihn unterweist. Satyakama hütet zwölf Jahre lang die Rinder seines Gurus. Genauso lange kümmert sich Upakosala im Haus seines Lehrers um die Feuerstellen. Nur drei beliebige Beispiele aus der Chandogya Upanishad, die zeigen: Es gab wohl auch im Yoga immer das Prinzip von Leistung und Gegenleistung. „Energieaustausch“, nannte man das in spirituellen Kreisen eine Zeitlang gerne – meistens in Zusammenhang mit sehr bescheidenen Preisen. An denen hat sich seit Jahren nichts geändert.

Eigentlich bräuchten wir viel mehr professionelle Lehrende, die sich mit vollem Einsatz dem Yoga widmen. Aber Yoga als Hauptberuf funktioniert nur in drei Modellen (oder einer Mischung aus ihnen). Erstens Askese: Ich entscheide mich bewusst für einen genügsamen Lebensstil. Zweitens Unabhängigkeit: Ich bin dank Erbe, Ehe oder früherer Karriere nicht auf Verdienst angewiesen. Oder drittens: Ich bekenne mich zum Unternehmertum. Letzteres ist immer eine Gratwanderung: Einerseits muss auch ein Yoga-Business finanziell funktionieren, um Bestand zu haben – und wie schwierig das ist, haben wir nicht zuletzt während der Pandemie erlebt. Andererseits wünscht sich niemand eine Yogawelt, die von Profitdenken geprägt ist und in der alle Dollarzeichen in den Augen haben. Der Anspruch, Yoga für alle zugänglich zu machen, darf kein Lippenbekenntnis bleiben, und im Zentrum sollte niemals der Umsatz stehen, sondern immer die ideelle und menschliche Ebene. Die alten Geschichten machen es vor: Auch in den Upanishaden ist die „geschäftliche“ Transaktion nie der Kern, aber sie ist eben auch keine Nebensächlichkeit. Bei