„VERTRAUEN GIBT POWER“

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Anna Loos

Volle Kraft voraus! Die Energie, die Allroundkünstlerin Anna Loos ausstrahlt, bringt einen immer wieder zum Staunen. Im Interview verrät sie, warum sie heute jedoch auch bewusst auf Pausen setzt, die Zügel zwischendurch aus der Hand gibt – und was Yoga damit zu tun hat.

FOTOS: OLAF HEINE

Aus deinem neuen Album „Das Leben ist schön“ spricht viel Zuversicht, auch, wenn es um unangenehme Gefühle geht. Eine bewusste Entscheidung im Sinne von: Die Welt braucht gerade etwas Optimismus?

(lacht) Auch, aber es hat doch eher mit meiner Sicht auf das Leben zu tun – egal, was bei mir schief läuft und in welches dunkle Loch ich auch falle, ich trage immer eine kleine Flamme der Zuversicht in mir, die ich, wenn auch manchmal nur aus dem Augenwinkel und in der hintersten Ecke, ganz sicher sehe, von der ich einfach weiß, dass sie da ist. Ich bin bekennende „Positivistin“. Früher war ich nicht in meiner Mitte, habe mich mit allem Möglichen beschäftigt, aber nicht mit meinen eigentlichen Themen. Probleme waren Feinde. Wenn sich ein Stein in meinen Weg gelegt hat, habe ich gedacht, warum jetzt, warum ich, nein. Heute freue ich mich auf Hindernisse und sehe sie eher als meine Freunde und die Aufgabe, daran zu wachsen. Sie sind meine Möglichkeit, mich menschlich weiterzuentwickeln.

Ich mochte unter anderem die Haltung im Lied „Für immer“, in der eine Beziehung auch nach ihrem Ende wertgeschätzt wird.

So was kommt sicher mit den Jahren. Grundsätzlich gibt es, wenn ich einmal mein Herz für jemanden geöffnet habe, so schnell keinen Weg mehr dort raus. Mit 18 war ich noch anders drauf, da habe ich mich auch mal rigoros von Freunden getrennt, die mich mega genervt haben und war radikaler eingestellt: Dieser Mensch hat das oder das gemacht, also ist er so oder so. Heute denke ich, dass es keine bösen oder falschen Menschen gibt, sondern eher Reaktionen. Mechanismen, die wir über Jahre entwickelt haben, unsere Egos, die uns wie kleine Äffchen im Kopf den ganzen Tag zuquatschen … Mit all dem muss man lernen umzugehen, und je mehr man sich damit beschäftigt und auch versteht, wie man selbst funktioniert, desto mehr schult man auch sein Verständnis für andere, wird vorsichtiger mit vorschnellen Urteilen. Ich verurteile heute keine Menschen mehr, habe mir auch abgewöhnt, sie zu bewerten.

Da sind wir im Grunde schon beim Yoga. Auch das Thema Gemeinsamkeit, zusammen etwas erreichen, einander vertrauen, zieht sich durch dein Album. Bist du eher eine Teamplayerin oder Einzelkämpferin?

Wohl beides, das schließt sich ja nicht aus. Ich glaube, ein Team funktioniert nur, wenn die Beteiligten auch immer bei sich bleiben, ihr Ding machen – bis zu einem gewissen Punkt. Heute bin ich, glaube ich, offener gegenüber Herangehensweisen und Blickwinkeln anderer als früher. Ein Beispiel: Als Schauspiel