„YOGA HAT MIR AUS DEM TIEF GEHOLFEN“

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Plötzlich ausgebremst! Und jetzt? Die Lockdown-Zeit hat den Sänger Adel Tawil zum Nachdenken gebracht – über seine Abhängigkeit von der Bühne, das Älterwerden und und vieles mehr. Was dabei nie fehlen durfte: seine Yoga-Praxis!

FOTOS: SANDRA LUDEWIG

Dein Album „Spiegelbild“ ist während der Pandemie entstanden – für dich als Musiker hat diese Zeit ja besonders viel auf den Kopf gestellt.

Oh ja! Zwar war auch die Erfahrung von Streamingkonzerten mal interessant, aber da fehlt natürlich der Energieaustausch mit dem Publikum, den du bei einem Live-Konzert erlebst. Ich habe richtig gemerkt, wie abhängig ich von der Bühne war – und teilweise auch vom Applaus! Als der weg war, stand ich erst mal vor einer Art Nichts, auch wenn ich keine existenziellen Sorgen hatte. Aber ich musste neue Struktur in mein Leben bekommen, habe mich gefragt: Wer bin ich eigentlich nach 25 Jahren in der Musikindustrie? Was hat das alles aus mir gemacht?

Und?

Erst mal war ich ein bisschen lost, was ich dann später in Liedern wie „Labyrinth“ verarbeitet habe. Zunächst aber konnte ich gar keine neue Musik machen, weil ich dazu den persönlichen Kontakt brauche, Begegnungen, Austausch. Meine Songs sind ja nicht immer nur autobiografisch, sondern leben auch von den Geschichten anderer, Freundinnen und Freunden etwa. Ich saß richtiggehend auf dem Trockenen und musste mich erst mal sammeln.

Du scheinst aber die Kurve bekommen zu haben?

Ja, ab 2021 ging’s aufwärts. Dabei halfen mir ein paar Stützpfeiler: Ich habe angefangen, per App Gitarre zu spielen, außerdem mein Schulfranzösisch aufgefrischt, Kraftsport gemacht – und Yoga, das mich unglaublich beruhigt und mir geholfen hat, die Gedanken zu sortieren. So habe ich das Tief überwunden.

Du bist aber nicht erst während der Pandemie zum Yoga gekommen, richtig? In einem Artikel von 2019 las ich von deiner Yoga-Praxis auf Hawaii …

Ach, meine ersten Yogaerfahrungen liegen noch viel länger zurück – 15 Jahre dürften es jetzt etwa sein, dass ich hier in Berlin Verschiedenes ausprobiert und irgendwann die für mich richtige Schule gefunden habe. Am Anfang hat mich Hot-Yoga interessiert. Ich bin sogar nach Paris gefahren, wo Bikram ein Seminar gehalten hat – heute bin ich froh, dass ich diese Erfahrung überwunden habe und dennoch beim Yoga geblieben bin. (lacht)

Oje, so schlimm?

Es war eine regelrechte Massenabfertigung, für die man sehr viel Geld gezahlt hat. Er stand so gurumäßig nur in der Unterhose auf der Bühne und sang einen Song – featuring Snoop Doggy Dogg –, der ungefähr so ging: „Money, Money, Money! It’s all about the Money!“ Ich dachte wirklich, ich werde komplett über den Tisch gezogen. Horror! Mittlerweile gibt’s ja auch diese Doku über ihn …

… in der ihm unter anderem sexuelle