DHARMA STATT DRAMA

5 min lesen

Was weiß die Yogaphilosophie über das Thema Lebenssinn? Worin kann er liegen und wie finden wir ihn? Unsere Autorin ist sicher: Ganz zentral dabei ist eine bestimmte Form von Glaube – an sich selbst und den eigenen inneren Kompass.

Eines unserer wichtigsten Bedürfnisse als Menschen ist ein Gefühl von Sinnhaftigkeit. Aber um das zu erfahren, müssen wir erst einmal herausfinden, was uns eigentlich antreibt und ausmacht: Wer bin ich in dieser Welt? Warum lebe ich? Die Bhagavad Gita, der wichtigste Text des Hinduismus und zugleich eine der zentralen Schriften der Yogaphilosophie, sagt: Ein Mensch ist, was sein Shraddha ist. Wie so häufig mit den Sanskrit-Begriffen und den philosophischen Konzepten des Yoga, lässt sich das nicht so einfach ins Deutsche übertragen. Am nächsten kommt ihm vermutlich das deutsche Wort „Glaube“ – wobei es dabei meiner Ansicht nach weniger um einen spirituellen Glauben geht als um den Glauben an sich selbst oder ein Gefühl für den eigenen Wesenskern.

WAS IST DEIN SHRADDHA?

Sein Shraddha zu kennen, ist dabei tatsächlich eher ein Gefühl als eine intellektuelle Erkenntnis: Wir spüren es in der Tiefe unserer selbst, so tief, dass es sich häufig in den intensivsten Emotionen ausdrückt: Ekstase, Trauer, Mitgefühl, Freude. Gerade wenn wir so stark empfinden, dann merken wir: Ja, das bin ich, das ist der Kern, die Essenz meiner selbst. Aus einem etwas anderen Blickwinkel auf dasselbe Konzept könnte man sagen: Shraddha spiegelt sich wieder in den Werten und Tugenden eines Menschen. Es ist also das, was den eigenen Begriff von sich selbst definiert, den Charakter. Und noch etwas anders gefasst könnte es heißen: Es ist das, was deine Wahrnehmung von deinem Leben und dein Leben in der Welt formt. Es ist dein Blick auf das Leben, das, was dich antreibt und deine Handlungen bestimmt.

Dass es dein Shraddha berührt, merkst du auch daran, wie heftig du reagierst, wenn diese Werte missachtet oder verletzt werden. Als Yogi*nis üben wir in solchen Momenten Achtsamkeit: Nicht gleich reagieren und lospoltern, sondern erst mal hinschauen und Raum lassen zwischen Reiz und Reaktion. Wir können sehr viel lernen, wenn wir wahrnehmen, welche Handlungen, Verhaltensweisen, Situationen oder Orte uns so angreifen. Modern gesprochen würde man sagen: Sie triggern uns. Aber was fangen wir damit an? Die Yogaphilosophie sagt: Wir nehmen sie als Wegweiser auf der Landkarte unseres Shraddha. Wenn es dabei nämlich nicht um frühere Traumen geht, sondern um die Dinge, an denen dir am meisten liegt, dann weisen solche Trigger auf etwas Kostbares hin: Sie helfen dir zu erkennen, was dich ausmacht.

WAS IST DEIN DHARMA?

Wenn sich diese tiefsten, essenziellen Werte des Shraddha enthüllen, dann werfen sie Licht auf dein Dharma. Dieser Begriff steht in diesem Zusammenhang für deinen Lebenssinn oder Lebenszweck. Meist wird Dharma