VIER BEDÜRFNISSE DER SEELE

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4 Bedürfnisse der Seele

Die Lehre der Purusharthas hilft dir, die vier wichtigsten Aspekte für ein sinnhaftes, erfülltes Leben ins Bewusstsein – und ins Gleichgewicht – zu bringen.

Der eigentliche Yogaweg beginnt mit einer leisen Frage, die in der stillen Tiefe unseres Herzens schlummert: Wer bin ich und warum bin ich hier? Von dieser Frage ausgehend entdeckten die indischen Weisen der vedischen Zeit vier Kräfte oder Lebensziele, die unser Leben prägen und uns auf dem Weg zu Erfüllung Orientierung geben können: die Purusharthas. Auf Deutsch bedeutet das in etwa „Ziele der Existenz“ oder „Lebenszweck der Seele“. Die vier sind: Artha (Wohlstand), Kama (Freude), Dharma (Lebenszweck) und Moksha (spirituelle Verwirklichung). Traditionell wird Yoga meistens als Verfolgung von Moksha verstanden, aber im Ursprung ist das Konzept der Purusharthas eher so gemeint, dass die spirituelle Entwicklung auf einer guten Balance aller vier Bereiche beruht. Und der dafür zentrale Begriff ist Dharma:

DHARMA -WARUM BIN ICH HIER?

Eine alte indische Geschichte erzählt, wie ein junger Mann vom König ausgesandt wird, um ein für das Überleben des Königreiches wichtiges Dokument in einem weit entfernten Land zu holen. Als er zwei Jahre später von seiner Reise zurückkehrt, hat er unendlich viel erlebt – aber über all seinen Abenteuern hat er den eigentlichen Zweck seiner Reise vergessen, das Dokument.

Diese Parabel illustriert, dass es egal ist, wie reich unser Leben an Erfahrungen ist: Wenn wir seinen eigentlichen Sinn nicht im Blick behalten und verfolgen, wird es nicht erfüllt sein. In vedischer Zeit bestand dieser Sinn vor allem darin, die innerhalb des Kastensystems vorgegebene Rolle auszufüllen. Das trifft auf uns glücklicherweise nicht mehr zu. Wir sind theoretisch sehr frei in unserer Lebensgestaltung. Dennoch haben wir weiterhin Verantwortung gegenüber Familie, Freund*innen und Gesellschaft. Nicht umsonst wird Dharma auch mit Pflicht übersetzt.

Zugleich sind wir aber aufgefordert, unserem eigenen inneren Kompass zu folgen. Das ist gar nicht so einfach und es bedeutet auch: Wir müssen uns lebenslang selbst erforschen. Welche Qualitäten bringe ich mit? Was muss ich lernen? Was soll ich verkörpern, verwirklichen, zum Wohl nicht nur meiner selbst, sondern aller? Auf den vorangegangenen Seiten hast du dazu vielleicht schon einiges gelesen.

ARTHA -WAS BRAUCHE ICH?

In vielen Religionen wird zwischen dem spirituellen Weg und der Jagd nach Wohlstand, Sicherheit und Erfolg ein Gegensatz gesehen: Wenn man das eine verfolgt, verliert man das andere. Die indische Philosophie sieht das differenzierter: Auch ein Asket kann innerlich dem Ansehen verhaftet sein, das er genießt, während eine Königin überhaupt nicht an ihrem Besitz hängen und ihn zum Wohl aller einsetzen kann. Das Konzept von Artha ist deswegen an das von Dharma gebunden: Artha