HEILE, HEILE SEGEN…

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Selten war das kollektive Bedürfnis nach Heilung größer als heute – und auch der riesige Erfolg von Yoga hat sicher mit dieser Sehnsucht zu tun: Körperlich, emotional, aber auch spirituell hat die Praxis sehr vieles zu bieten, was uns gesünder, resilienter und heiler macht.

FOTO: STOCKSY

Viele Menschen spüren ganz deutlich: „So wie es ist, ist es nicht gut. Mir geht es nicht gut, meinem Umfeld geht es nicht gut und schon gar nicht der Schöpfung.“ Also suchen wir nach möglichst ganzheitlichen Wegen der Heilung – und landen immer zahlreicher beim Yoga. Die moderne Forschung wartet alljährlich mit neuen Studien zu den therapeutischen Effekten der Praxis auf: Sie lindert Schmerzen, Ängste und Depressionen, sie fördert Entspannung, Beweglichkeit und Selbstwirksamkeit, sie stärkt das Immunsystem, macht ausgeglichener und womöglich auch empathischer. Viele Ärzte, Psychotherapeutinnen und Heilpraktiker fordern ihre Patient*innen heute daher auf, Yoga zu „machen“. Mit der Yogatherapie entstanden in den vergangenen Jahren sogar spezialisierte Angebote, die immer professioneller und fundierter arbeiten. Aber anders als herkömmliche Therapien ist Yoga nicht nur ein Mittel zum Zweck, es geht nie nur um die Heilung eines bestimmten Leidens: Yoga meint den ganzen Menschen in seiner Verbundenheit mit allem Leben.

Dennoch ist Yoga kein Allheilmittel – es ist nicht mal immer gesund (auch zu den Risiken gibt es mittlerweile gute Studien). Um wirklich zu gesunden, ist vieles nötig und nicht alles kann man so „machen“, wie man eben Yoga „macht“. „Yoga hat mich weder geheilt noch heiliger werden lassen“, schrieb denn auch Patrick Broome vor einigen Jahren im YOGA JOURNAL. „Aber es hat mich zuverlässig immer wieder im richtigen Moment geerdet, beruhigt und mir Kraft gegeben.“ Und genau in dieser Qualität hat Yoga das Potenzial, die entscheidende Wende einzuleiten und Heilung zu unterstützen.

Auf den folgenden Seiten wollen wir Menschen zu Wort kommen lassen, die genau das erlebt haben. Ihre Geschichten sind Inspiration und Mutmacher, die zeigen: Transformation ist selten einfach, aber sie ist möglich. Und du bist nicht allein.

STEVEN MEDEIROS war vier, als seine Mutter wegen Drogendelikten ins Gefängnis kam, später wurde sie ermordet. Mit 21 wurde er selbst verhaftet, mit 25 verlor er bei einem Motorradunfall ein Bein. Ein langer Weg zu einem Berkley-Absolventen, Yogi und Aktivisten für Gerechtigkeit im Justizsystem.

FOTO: WINNIE WINTERMEYER

Mein Lieblingswort ist „Gleichmut“ – um diese Haltung geht es, wenn rings um dich herum alles chaotisch ist. Bis ich mit Anfang 20 Yoga entdeckte, hatte ich immer wieder versucht, meinem Leben eine gute Wendung zu geben, aber da ging es nur um die Symptome und nie um der Wurzel meiner Probleme: Ich