Wiederverwenden, reduzieren, recyceln: Unter diesem Motto wirkt Innenarchitektin Natasia unserer Wegwerfgesellschaft entgegen. So hat sie aus einem alten Bauernhaus ein echtes Schmuckstück gezaubert – und dabei Ressourcen und Geldbeutel geschont
TEXT JANINA NAGEL FOTOS CAROLINE COEHORST/COCOFEATURES
Reportage
Manchmal wandern wir durchs Leben, lassen uns treiben, ohne konkretes Ziel, und dann trifft sie uns ganz unerwartet, die Liebe auf den ersten Blick. Das war zumindest bei Natasia so, auch wenn es sich bei dem Objekt ihrer Begierde nicht um einen Partner handelte – den hatte sie schon! –, sondern um ein Haus. Genauer gesagt um einen alten Bauernhof in den Flämischen Ardennen. Die Innenarchitektin, die damals mit ihrem Mann Jo noch in der zweitgrößten belgischen Stadt Gent lebte, sah bei einem Besuch im Städtchen Ronse durch Zufall ein „Zu verkaufen“-Schild an einem alten Bauernhof. „Ich verliebte mich sofort“, erinnert sich Natasia 20 Jahre später, als ob es gestern gewesen wäre. Schnell entschlossen klingelte sie – ohne Voranmeldung. Es öffnete eine alte Dame, die sofort angetan von Natasia war. „Es war ein ganz besonderes Gefühl“, erzählt die heutige Eigentümerin. „Der Verkauf war schnell abgeschlossen, denn die alte Dame bestand darauf, dass ich mit meiner Familie hier leben sollte.“ Eine Entscheidung, mit der beide Seiten glücklich waren. Die Vorbesitzerin konnte ihr Anwesen guten Gewissens in neue Hände geben, Natasia und ihr Mann Jo erhielten die Chance, ein wesentlich größeres Grundstück zu kaufen, als es in Gent jemals für sie möglich gewesen wäre. Voller Optimismus schmiedeten sie Pläne für ihr neues Leben auf dem Lande. Denn es war klar: Der Bauernhof war zwar ein echter Rohdiamant, musste aber noch geschliffen werden. Eine Aufgabe, der sich Innenarchitektin Natasia mit viel Liebe und Engagement stellte.
Historisches erhalten
Bei der Renovierung war es der Interior-Expertin wichtig, einen Großteil der historischen Substanz zu erhalten. Natasia liebt alte Dinge, alles, was eine Geschichte mit sich bringt, berührt sie ganz besonders. So wollte sie auch den alten gemusterten Fliesenboden des Hauses erhalten, der für sie viel der Aura des Hauses ausmachte. Doch das war eine große Herausforderung. Denn die Strom- und Wasserleitungen mussten komplett erneuert werden. Keine Frage, dass das nicht vollständig möglich sein würde, ohne den Boden
