WIE GEFÄHRLICH SIND GEFÄLSCHTE LEBENSMITTEL?

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Es geht um mehr als bloßen Etikettenschwindel: Lebensmittelfälscher erzielen Gewinnspannen wie Drogenhändler. Im besten Fall zahlt ein Verbraucher nur zu viel – im schlimmsten Fall riskiert er sein Leben …

INTERVIEW: MARCUS DUROLDT

FAKE FOOD

ACHTUNG ALLERGIKER Ist Nuss gleich Nuss? Für Lebensmittelfälscher schon: Sie mischten 2022 bis zu einem Viertel Erdnüsse und/oder Mandeln etwa unter Haselnusspasten. Haselnüsse kosten bis zu sieben Mal mehr als Erdnüsse, geschmacklich sind sie aber nicht unbedingt unterscheidbar – für Allergiker ein gefährlicher Genuss.

Es ist der 11. Januar 2024, als Orla Baxendale eine folgenschwere Fehlentscheidung trifft. Die professionelle Tänzerin, bereitet sich mit ihrem Ensemble gerade auf eine Welttournee mit „Alice im Wunderland“ und ihr in der Titelrolle vor und greift zu einer Packung Kekse aus dem Supermarkt. Seit frühester Kindheit kennt sie ihre schwere Nussallergie und kontrolliert deswegen penibel alles, was sie isst. Zusätzlich hat sie immer einen sogenannten EpiPen bei sich: Denn sollten sich juckende Haut, anschwellende Schleimhäute oder Krämpfe als erste Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks zeigen, muss sie sich diese Einmalspitze mit gefäßverengend wirkendem Adrenalin sofort in den Oberschenkel rammen. Doch dieses Mal hilft auch das nicht mehr: Der Kreislauf der 25-Jährigen bricht zusammen, lebenswichtigen Organen fehlt die Durchblutung, Flüssigkeit tritt ins Gewebe. Kurz darauf ist Orla Baxendale tot – denn in den Keksen aus vermeintlichem Soja- und Weizenmehl steckten Erdnüsse …

WINZIGE MANIPULATION, RIESIGER GEWINN

Der Fall ist eine extreme Folge des Konsums gefälschter Lebensmittel. Aber oft kommen eben nur solche Fälle ans Tageslicht. Denn die Täter wissen, wie man den Betrug so geschickt vertuscht, dass Zwischenhändler oder Endkunden ihnen nicht auf die Spur kommen. Schließlich sind Fälschungen ohne labortechnische Hilfe kaum vom Original zu unterscheiden. Um den Kriminellen nicht das Feld zu überlassen, koordinieren unter anderem die Polizeibehörden Interpol und Europol internationale Kontrollen, sogenannte Opson-Operationen. Auch diese haben bereits Erdnüsse aufgespürt, wo keine sein sollten. wdw hat daher mit einem Experten über das Thema gesprochen:

Herr Gaden, wie groß ist das Problem?

Lebensmittelbetrug ist kein neues Phänomen. So wurden auch früher schon Weine mit Wasser gestreckt oder hochwertige Pflanzenöle mit minderwertigeren vermischt. Heutzutage sind die

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