WIE ENTSORGT MAN EINERAUMSTATION?

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Seit Jahrzehnten ist sie nicht nur ein unverzichtbarer Ort der Forschung. Sondern die Internationale Raumstation (ISS) ist auch so etwas wie ein über unseren Köpfen leuchtendes Symbol einer internationalen Partnerschaft – über ideologische und nationale Grenzen hinweg. Doch trotz ihrer unzähligen Verdienste sind die Tage der ISS gezählt …

SVEN GERNAND

ENDE EINER LEGENDE Im Jahr 2031 wird der Betrieb der in die Jahre gekommenen Internationalen Raumstation eingestellt. Die größte Abwrack-Operation der Menschheitsgeschichte ist derzeit in Planung – und wird laut NASA rund eine Milliarde Dollar kosten.

Am Ende sind es nur drei schnelle Bremsschübe, die das Schicksal der „Welt“ – wie der Name der russischen Raumstation Mir übersetzt lautet – besiegeln. Nach 15 Jahren im All und mehr als 86 000 Erdumrundungen wird am 23. März 2001 das 130 Tonnen schwere Konstrukt aus Metall, Kunststoff und Glas durch das Triebwerk eines angedockten Progress-Raumfrachters derart stark gedrosselt, dass es auf die Erde stürzt. Das Manöver gilt bis heute als Blaupause für einen kontrollierten Absturz dieser Güte. Um 6:57 Uhr regnen schließlich 1500 nicht verglühte Trümmerteile mit einem geschätzten Gesamtgewicht von 40 Tonnen in die dunklen Fluten des Pazifiks, direkt am Point Nemo. Hier, am abgelegensten Ort der Erde, befindet sich seit 1971 eine Art Friedhof für Raumfahrzeuge. Neben der Mir fanden 2000 Kilometer von der nächsten menschlichen Siedlung entfernt bereits 263 gefallene Pioniere des Alls ihre letzte Ruhestätte. Und geht es nach der NASA, soll in wenigen Jahren auch die Internationale Raumstation (ISS) zu Grabe gestürzt werden – jener Außenposten, der über Jahrzehnte das erste wirkliche „Zuhause“ der Menschheit jenseits der Erde werden sollte. Nur wie?

EIN LEUCHTFEUER DES FRIEDENS

Die ISS ist ein mit Schrauben und Kleber zusammengehaltenes Superlativ. Für die Forschung ist sie beispielsweise seit dem Einzug der ersten Astronauten im Jahr 2000 die wichtigste Plattform für Weltraumstudien. Zehntausende Seiten Grundlagenarbeit wurden hier produziert. Die Station ist zudem das wohl wichtigste Symbol internationaler Partnerschaft – auch über ideologische und nationale Grenzen hinweg. Als ein Leuchtfeuer des Friedens muss allein schon die Tatsache angesehen werden, dass es die USA und Russland hier bis zuletzt schafften, zusammenzuarbeiten. Dennoch läuft die Zeit der ISS ab. Spätestens 2031, also 11 Jahre nach dem eigentlich geplanten Ablaufdatum, soll sie entsorgt werden

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