WER FINDET DAS ERSTE ALIEN?

6 min lesen

Alle Augen aufs All: Nie zuvor wurde das Universum so intensiv und mit derartig fortgeschrittener Technik nach Leben durchkämmt wie gerade. Und immer noch starten weitere Missionen. Aber wonach suchen sie eigentlich?

M. DUROLDT / S. GERNAND

WUNDER WISSENSCHAFT

DIE GRÖSSTE SUCHE Rund um den Globus halten seit den 1960er-Jahren Hunderte Forscher Ausschau nach Aliens, etwa im Rahmen des SETI-Programms (Search for Extraterrestrial Intelligence). Das tun sie mit Radioteleskopen wie dem La-Silla-Observatorium (Foto mit Sternenspuren in extremer Langzeitbelichtung) in den Anden.

Acht Jahre rast Cassini bereits durch das Sonnensystem, als die Sonde plötzlich in einen gigantischen Ozean klatscht. Genau 1180 Kilometer über dem Saturn-Mond Enceladus zeigen die Sensoren Unglaubliches an: Wasser. Und das nicht nur als Eispartikel, sondern in Spuren sogar bei etwa 0 Grad Celsius in flüssiger Form. Hier draußen? In etwa dem 1000-fachen Abstand Erde–Sonne? „Als ich die Daten das erste Mal begutachtet habe, war ich überzeugt, ich müsse mich irren“, erklärt Geronimo Villanueva vom Goddard Space Flight Center der NASA. „Es war einfach so schockierend, eine Wasserfontäne mit der 20-fachen Größe des Erdmondes zu entdecken.“ Dies war der Beginn einer Reihe aufregender Entdeckungen bis zum geplanten Absturz der Sonde in die Atmosphäre des Saturn am 15. September 2017. Cassini entdeckt vorher noch einen weiteren Ozean, sechs Monde, Hunderte Seen – den Nachweis von Leben im All bleibt die Sonde jedoch schuldig …

LEBEN AUS DEM KOCHTOPF?

Rund 300 Liter Wasser schießt die Fontäne aus Enceladus ins Weltall – pro Sekunde. Das Bild, das sich den Astronomen bietet, lässt auch deren Fantasie sprudeln: „Es gibt flüssiges Wasser, es gibt Felsen und es gibt Energie“, beschreibt Candice Hansen-Koharcheck, Cassini-Wissenschaftlerin in Diensten der NASA. „Das und ein paar weitere Spurenelemente katapultieren den Ort weit nach oben auf der Liste mit den Stellen, wo biologisches Leben existieren könnte.“

Die Analyse der von Cassini gesammelten 635 Gigabyte Daten dauert bis heute an. Im Sommer 2023 gelingt Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin eine weitere Aufsehen erregende Entdeckung: Unter dem Eispanzer von Enceladus existiert Phosphor, das seltenste für irdisches Leben unabdingbare Element – und zwar nicht nur in mikroskopischen Spuren. In bis zu 1000-fach höherer Konzentration als in irdischen Ozeanen strömt es dort umher. Phosphor wird zum Energietransport, für

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel