Mit der Kraft eines Porsche

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Im englischen Sprachraum ist mit Understatement vor allem gemeint, sich weniger dramatisch auszudrücken, als man es angesichts dramatischer Situationen erwarten könnte – wofür trifft dieser Begriff besser zu, als für einen harmlos aussehenden »Ovali« der 50er-Jahre mit einem Porsche-356-Triebwerk? Das Ergebnis: dramatische Fahrleistungen im Understatement-Gewand.

Text Jürgen Lewandowski Fotos Jan Bürgermeister

Natürlich war die Idee, einem Käfer mit einem Porsche-Motor zu mehr Temperament zu verhelfen, keine neue Idee – solche Gedankenspiele hatten bereits die stets nach Alternativen suchenden Techniker bei Porsche und bei Volkswagen bereits in den frühen 50er-Jahren. Ideen, die sich bei den engen verwandtschaftlichen Verhältnissen, die zwischen dem Käfer-Motor und den daraus abgeleiteten Porsche-Derivaten nahezu zwangsläufig ergaben. Natürlich wurde alles ausprobiert – zumal sich auch bereits relativ früh die ersten Motorsportler daran machten, mit dem Käfer bei den großen Events anzutreten. Was sich mit dem Heckmotor natürlich – wie auch bei den Porsche-Modellen – als Vorteil herausstellte.

So startete bereits 1949 bei der 19. Rallye Monte-Carlo, die erstmals nach dem Krieg wieder vom 24. bis 30. Januar stattfand, ein gewisser G. Goedhard mit seinem Käfer – Startort: Monte-Carlo – und kam auf Rang 43 wieder in den Zielort Monte-Carlo. Im Jahr darauf starteten bereits zwei Käfer, von denen einer ausfiel und der andere nun auf Rang 27 ankam. Und um den Aufstieg des Käfers im Rallyesport weiter zu verdeutlichen: 1951 traten bereits 13 VW Käfer bei der Rallye Monte-Carlo an – Petermax Müller kam als bester Käfer-Pilot auf Platz 41. Und man darf davon ausgehen, dass sich Könner und Kenner wie Petermax Müller oder der Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein – der auf Rang 121 ins Ziel kam – intensiv damit beschäftigt haben, ihren Käfer mit etwas mehr Leistung perfekt für die strapaziöse Tour nach Monte-Carlo vorzubereiten.

Erst 1952 starteten die ersten Porsche 356 bei den großen Rallys dieser Welt – davor hatte das Organisationsteam der Rallye Monte-Carlo 1951 das Reglement dahingehend geändert, dass nur serienmäßige Tourenwagen zugelassen wurden. Prompt meldete Porsche im Herbst 1950 Nennungen für mehrere Porsche 356 an, die jedoch abgelehnt wurden, da die Veranstalter die Boxermotoren der 356er als VW-Triebwerke betrachteten – und Fahrzeuge mit Motoren von Fremdherstellern laut Reglement nicht zugelassen wurden. Selbst ein Brief von Prof. Ferdinand Porsche konnte die Veranstalter nicht umstimmen – und so vertraten eben die diversen VW Käfe

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