Große Freiheiten

6 min lesen

Karmann hatte schon früh enge Bande zu VW geknüpft, tragfähige zumal. Die ideale Basis also, um Mitte der 1970er-Jahre mit dem Karmann-Mobil ein völlig neues Reisefahrzeug auf dem Fundament des VW Bulli zu realisieren. Das eröffnete den Weg zu ungeahntem Camping-Luxus.

Text Heiko P. Wacker Fotos Jan Bürgermeister

Mit ihren Reisemobilen auf Basis des VW T2 & T3 erschuf die Traditionsmarke Karmann echte Klassiker, was eine liebenswerte Tradition fortsetzte. Immerhin wusste man in Osnabrück seit Jahrzehnten, was sich aus einem Volkswagen so alles gestalten lässt. Das Käfer- wie das Golf-Cabrio fallen einem da sein, und nicht zuletzt der legendäre Karmann Ghia – ganz gleich, ob nun im zierlichen Trimm der 1950er-Jahre oder im mondänen Format eines Typ 34, wie wir ihn in dieser Ausgabe ab Seite 26 vorstellen dürfen. Doch so opulent der Große Karmann ist, die beiden Protagonisten dieser Geschichte stellen ihn in den Schatten. Denn zwar ist man mit jedem dieser Fahrzeuge gern gesehener Gast auf einem Oldie-Treffen. Doch nur in den Reisemobilen kann man auch selbst Gäste willkommen heißen. Platz gibt es genug rund um die U-förmige Sitzgruppe im Heck, in Sachen Nutzwert und Raumgefühl spielt das charmante Fernweh-Duo in einer eigenen Liga.

Alles begann vor rund fünfzig Jahren – und in Südafrika, genauer im Transvaal. Dort baute die Firma Jurgens auf Basis des noch sehr rundlich gezeichneten VW T2 die »Auto Villa« mit Hocherker. Diese Villa fand 1974 im Karmann-Mobil ein europäisches Pendant, das mit seinem gut gedämmten Aufbau, einem Mitteldurchgang, dem Bad mit Dusche und Toilette, der Küche und vor allem der Sitzgruppe im Heck bestach.

Auf genau solch ein Fahrzeug hatte es auch André Casper abgesehen, »auf meinen 64er Typ 3 Variant hatte ich irgendwie keine Lust mehr«, gibt er unumwunden zu, 2019 kam ihm in Spa die Idee, dass ein Karmann-Mobil genau das Richtige für ihn wäre. Auch das Original aus Südafrika sowie ein Umbau auf Linkslenker wurde durchgespielt, »schließlich habe ich mich aber doch für das Karmann-Modell entschieden«, vor zwei Jahren wurde er in den Niederlanden fündig. »Das Auto war die ideale Basis für eine rollende Restauration«, erinnert sich der stolze Besitzer, im Sommer 2020 konnte der fahrwerkstechnisch bereits durch ihn modifizierte Wagen zugelassen werden. »Auch die Gasanlage und eine bessere Motorkühlung waren wichtig, das fehlende Iso-Fenster am Heck konnte ich dank des Teilelagers eines guten Freundes ersetzen.«

Freudig blättert André durch die umfassende Dokumentation des einst für happige 42.000 DM verkauften Campers, »

Dieser Artikel ist erschienen in...