VÖGEL - Magazin für Vogelbeobachtung
1 September 2017
In dieser Ausgabe: eine Fotostrecke über Kambodscha und faszinierende Einblicke in die südostasiatische Vogelwelt und wiederentdeckte Kulturstätten dieses lange Zeit vom Krieg gezeichneten Landes. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb das Königreich Kambodscha von Vogelbeobachtern eher selten aufgesucht wird. Zu Unrecht: Viele fast ausgestorbene Vogelarten wie Riesen- und Weißnackenibis haben hier ihre weltweit bedeutendsten Vorkommen. Zum Erhalt dieser und weiterer Arten kommt dem Land daher eine herausragende Rolle zu. Dank des Tonlé Sap, dem größten natürlichen Süßwasserreservoir Südostasiens, brüten in Kambodscha zudem weltweit bedeutende Wasservogelpopulationen, und die noch intakten Regenwälder bieten vielen gefährdeten Arten eine letzte Zufluchtstätte. Mit einer heimischen, stark bedrohten Art befasst sich der Beitrag über die Großtrappe in Mitteleuropa und deren Schutz. Denn ohne intensive Schutzmaßnahmen wäre die noch existierende Restpopulation bereits verschwunden. Bis Mitte der 1990er-Jahre lebten im Osten des heutigen Deutschlands nur noch einige Dutzend dieser eindrucksvollen Vögel, während es 1940 immerhin noch 4000 Individuen waren. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stieg die Population, dank dem regelmäßigem Aussetzen handaufgezogener Jungvögel, auf zwischen 73 und 95 Individuen. Der mitteleuropäische Verbreitungsschwerpunkt ist Ungarn mit 1100 bis 1200 Individuen. Der mitteleuropäische Gesamtbestand wird auf lediglich 1250 bis 1450 Großtrappen geschätzt. Zahlen, die Anlass zur Sorge geben und weiterhin für intensive Schutzmaßnahmen sprechen. Lesen Sie alles über Biologie, Lebensraum Jungenaufzucht und Schutz der wundervollen größten flugfähigen Vögel. Auch Zugvögel benötigen intensive Schutzmaßnahmen. So wurde unter dem Dach des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats mit Sitz in Wilhelmshaven (CWSS) die Flyway-Initiative ins Leben gerufen, ein Ansatz zum Schutz der durch das Wattenmeer ziehenden Vögel von der Arktis bis nach Afrika. Denn Vögel kennen keine Grenzen, sie verbinden Länder und Völker, wo immer sie am Himmel erscheinen und die Menschen mit dem Geheimnis des Vogelzugs faszinieren. Viele der zehn bis zwölf Millionen Wattenmeerdurchzügler verbringen den Winter an der westafrikanischen Küste. Ihre Lebensräume sollen auch mit Unterstützung aus Deutschland besser geschützt werden. Deshalb leisten Naturschützer im Rahmen der Waddensea-Flyway-Initiative ornithologische Entwicklungshilfe in Afrika. VÖGEL-Autor Sebastian Conradt durfte sie auf ihrer Reise nach Guinea begleiten. Die Bestimmung von Möwen ist eine knifflige Angelegenheit, besonders dann, wenn es sich um den Nachwuchs im Jugend- und im ersten Winterkleid handelt. Auch unter erfahrenen Vogelbeobachtern führt dies immer wieder zu Diskussion. In der aktuellen VÖGEL-Ausgabe finden Sie Bestimmungshilfen in Wort und Bild zu den kleinen bis mittelgroßen Arten. Dabei legen wir den Schwerpunkt auf mehr oder weniger regelmäßig bei uns vorkommende Arten sowie auf die Bestimmung im ersten Winterkleid. Lernen Sie mehr über die sogenannten Zweijahresmöwen Lach-, Schwarzkopf, Schwalben- und Dünnschnabelmöwe sowie die Dreijahresarten Sturm-, Dreizehen- und Zwergmöwe. Um Möwen zu beobachten, müssen Sie nicht erst ans Meer fahren, am unteren Inn beherbergt die „Vogelinsel“ eine tausende Individuen zählende Lachmöwenkolonie. Aber auch viele andere Vogelarten lassen sich dort am besten mit dem Fahrrad entlang des Flusses entdecken. Dazu gehören zum Beispiel Kolben- und Knäck-, Tafel- und Schnatter-, Krick- oder Löffelenten, Silber- und Graureiher, Seeschwalben, Waserläufer und Kiebitz. Der umgebende Auwald bietet Zilpzalp, Buchfink, Ringeltaube Buntspecht, Pirol und vielen mehr wertvollen Lebensraum. Um das Jahr 1940 begann man mit dem Bau von Staustufen im Unterlauf des Inns. Im Grenzfluss zwischen Bayern und Österreich entstanden fünf Wasserkraftwerke, in deren Staubereichen sich vor allem bei Ering/Frauenstein und Obernberg/Egglfing im Laufe von rund 15 Jahren wahre Vogelparadiese entwickelten. Durch die Ablagerung von Schwebstoffen, die der Inn aus den Bergen heranträgt, bildete sich ein Labyrinth aus Flachwasserzonen, Altwasserarmen, Schilfinseln und Auwäldern. Heute ist diese strukturierte Landschaft Rückzugsgebiet für zahlreiche Pflanzenarten, Insekten, Amphibien und Vögel – 300 Arten wurden bereits registriert. 1972 folgte die Ausweisung als Naturschutzgebiet auf bayerischer Seite, 1976 als Ramsargebiet, und 1979 erhielt die Region das Prädikat „Europareservat“.
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