„WEISHEIT liegt für mich im Chaos“

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Was wirklich zählt

HANNA SCHYGULLA

Der Ehrenpreis der „Deutschen Filmakademie“ geht an eine ihrer Mitgründerinnen: Hanna Schygulla, die Grande Dame des wilden deutschen Kinos der 70er-Jahre

FOTO © SWR/FLORIANFILM

Ikone des Autorenkinos

Geboren am 25. Dezember 1943 in Königshütte, dem heute polnischen Chorzów, drehte Hanna Schygulla mit dem legendären Regisseur Rainer Werner Fassbinder über 20 Filme wie „Lili Marleen“ (1981). Später stand sie vor der Kamera der jungen Filmemacher des deutschen Autorenkinos wie Fatih Akin („Auf der anderen Seite“) und war zuletzt im Oscar-Hit „Poor Things“ zu sehen

Darf man Ihnen überhaupt vorab schon zu Ihrem Ehrenpreis gratulieren oder bringt das etwa Unglück, liebe Hanna Schygulla?

Ach, es haben inzwischen schon so viele gratuliert, außerdem kann ich mir ja sicher sein, dass ich den Preis auch wirklich bekomme. Aber ich bin sowieso nicht besonders abergläubisch, nur ein bisschen, aber das ist ja vielleicht jeder Mensch.

Vier Filmpreise haben Sie bislang bekommen, alle in den 70er-Jahren. Wie präsent ist Ihre Erinnerung daran?

Beim letzten Mal, 1979, für„Die Ehe der Maria Braun“, bin ich gleich ins Fettnäpfchen getreten, allerdings meiner Meinung nach zu recht: weil ich gesagt habe, dass ich nicht verstehen kann, dass ich hier einen Preis bekomme und auch die Kostümbildnerin des Films, aber Herr Fassbinder, ohne den es den Film nie gegeben hätte, keinen. An das kann ich mich am besten erinnern. Aber ich habe später auch ein Foto gesehen, auf dem ich sehr gestrahlt habe!

Also haben Sie sich auch darüber gefreut?

Ja, natürlich. Aber ich bin niemand, der einen besonderen Platz hätte, wo alle Preise stehen. Die sind irgendwo verteilt. Und manche auch mit neuer Bedeutung, wenn sich zum Beispiel eine Pflanze drumherumrankt.

Oder als Briefbeschwerer?

Briefbeschwerer brauche ich nicht mehr, es ist ja alles nur noch elektronisch heute. Aber ich freue mich auch deshalb ganz besonders, weil es ein Preis von den Kollegen ist, von der „Deutschen Filmakademie“.

Die Sie damals mitbegründet haben, im Jahr 2003.

Ja, wie so einiges. Meine erste Reaktion war: Habt ihr euch jetzt beeilt, damit ich mir den Preis noch selber abholen kann? Ich bin ja schon 80 Jahre alt.

Früher hieß der deutsche Filmpreis noch „Filmband in Gold“, heute „Lola“. Gefällt Ihnen der Name?

(singt)„Ich bin die fesche Lola, der Liebling der Saison …“ Marlene Dietrich war ja die Ikone des Deutschen Films, von daher passt der Name sehr gut, ja.

Sie haben selbst Ihr Alter erwähnt. Worauf kommt es Ihnen im Leben heute an?

Auf den Augenblick. Ihn zu pflücken, wie man das so in der Schule gelernt hat, auf Latein – ich hatte so viele Jahre Latein! Ein paar weniger hätten auch genügt. Carpe diem, den A