Werden wir Putin niemals los?

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Vor der Wahl in Russland steht der Sieger schon fest. Was bedeutet das konkret für uns, für Europa und die ganze Welt?

Präsident Putin hat nun offenbar auch seinen letzten wichtigen Gegner Alexej Nawalny ermorden lassen. Kann sich dieser Despot denn alles erlauben?

Prof. Thomas Jäger: Ja. In Russland kann ihm keiner etwas anhaben. Und seine östlichen Diktatorenfreunde würden die Frage nicht einmal verstehen. Anders als Xi in China und Kim in Nordkorea gibt Putin den Russen ja sogar noch die Möglichkeit, seinen Namen auf dem Stimmzettel anzukreuzen – so wie jetzt Mitte März bei den Wahlen. Der „neue Zar“ lässt sich einfach bestätigen. Alle Kandidaten, die auch nur den Hauch von Protest hervorrufen könnten, wurden längst aussortiert.

Wie lange kann Wladimir Putin (71) eigentlich noch Präsident bleiben?

Laut Verfassung zweimal sechs Jahre. Aber 2020 wurde die Verfassung geändert, sodass die früheren Amtszeiten nicht zählen. Also kann er jetzt und 2030 nochmals antreten und bis 2036 regieren. Wenn er gesund bleibt, wird die Verfassung dann halt wieder geändert…

…Sie meinen, er bleibt, solange er lebt?

Ja. Bis 2036 sicher, dann ist er 84. Aber Putin ist de facto Herrscher auf Lebenszeit, wenn nichts Überraschendes geschieht.

Was könnte das sein?

Es ist ja gerade mal ein halbes Jahr her, da marschierten die rebellierenden Wagner-Söldner auf Moskau. Putin hatte für Stunden die Kontrolle verloren. Er hat seine Herrschaft seither stabilisiert und wird alles tun, dass sich so etwas nicht wiederholen kann. Aber die Verletzlichkeit des Tyrannen ist einmal aufgeflackert.

 
PROF. DR. THOMAS JÄGER ist Chef des Instituts für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln
INTERVIEW: THORSTEN EHRENBERG FOTOS: DMITRY ASTAKHOV/RIA NOVOSTI/GOVERNMENT PRESS SERVICE/EPA/DPA PICTURE ALLIANCE; LARS BERG

Früher wurde er doch so positiv gesehen.

Ja. Dafür gab es auch gute Gründe. Die Wirtschaft kam aus dem Chaos der Jelzin-Jahre, zu Putins Glück stieg der Ölpreis enorm an, der Export von Rohstoffen füllte die Staatskasse. Die Besetzung der Krim erfolgte quasi gewaltlos und wurde gefeiert. In Russland wollte Putin eher als„moderner“ Diktator auftreten.

Woran sah man das?

Es gab zwar stets Repression und politischen Mord. Aber die Führung brüstete sich nicht damit, leugnete die Beteiligung sogar häufig. Gewalt gab es vor allem nach außen. Man konzentrierte sich auf die Beherrschung der Medien. Wenn die Bürger nichts anderes kennen und denken, als die Führung vorgibt, dann kann man die Mehrheitsmeinung steuern, ohne viel Gewalt anzuwenden.

Und das sieht heute ganz anders aus?

Allerdings. Putin wurde im Laufe der Jahre immer mehr zu einem Diktator der Angst. Er gab zwar die modernen Instrumente nicht auf, die Kontrolle d