Was ist mit den BAUERN los, Herr Bösel?

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Was wirklich zählt

Die anhaltenden Bauern-Proteste halten Deutschland in Atem. BENEDIKT BÖSEL (39) ist nicht das, was man sich unter einem typischen Landwirt vorstellt: Der ehemalige Investmentbanker ist ein Vorreiter für den Landbau der Zukunft

Der Boden-Rebell Vom Banker zum Landwirt des Jahres 2022! Zum Streamen auf Disney+: „Farm Rebellion”, eine sechsteilige Doku-Serie über den bahnbrechenden Brandenburger Benedikt Bösel und sein Team
FOTOS: ©EMANUEL FINCKENSTEIN / GUT UND BÖSEL

Was bringt die deutschen Bauern derzeit so auf die Palme, Herr Bösel?

Deren Not ist riesengroß. Die Vitalität und die Ertragskraft der Böden nehmen zusehends ab. Die Landwirtinnen und Landwirte sind in Abhängigkeit von Weltmarktpreisen gefangen, von steigenden Investitionspreisen, von Zulieferern, der Inflation sowieso. Und damit auch von Subventionen. Die Bürokratie wird stetig schlimmer. Immer mehr Höfe sterben. Die mentale Gesundheit der Bäuerinnen und Bauern ist so schlecht wie in keiner anderen Branche! Viele sind frustriert. Es ist extrem schwierig, heutzutage Mitarbeiter für die Landwirtschaft zu finden. Dabei könnten wir nicht das Problem, sondern die Lösung für eine unserer größten Sorgen sein.

Wie meinen Sie das?

Die meisten Zukunftsweichen könnte eine vernünftige Landwirtschaft wie mit einem Großhebel stellen. Biodiversität, Gesundheit, Bildung, ländliche Entwicklung, Chancengleichheit. Das alles kann Landwirtschaft erreichen. Und, vor allem: Die meisten Politiker haben nicht begriffen, dass sie einen immensen Beitrag gegen den Klimawandel leisten kann. Mit der richtigen Produktion können wir viel beitragen zur Fixierung von Kohlenstoff. Aber einfach die Agrardiesel-Steuererstattung zu streichen, ist da eher kontraproduktiv. Ich hätte da auch einen Appell…

…nämlich?

Es geht um die „externalisierten“ Kosten, also die wahren Kosten der Landwirtschaft, die wir alle am Ende zu bezahlen haben. Bedenken Sie, dass das billigste Fleisch, dass ich im Supermarkt kaufe, in Wahrheit das teuerste ist. Denn das billigste Fleisch verursacht die höchsten ökologischen Folgekosten. Das ist die Absurdität des Systems.

Sie waren ein junger Investmentbanker in Frankfurt/Main, bevor Sie 2016 zurück auf den elterlichen Hof in Alt Madlitz gekommen sind, im märkischen Sand zwischen Berlin und Frankfurt/Oder.

Ich habe gespürt, dass es an der Zeit war, meiner wahren Passion für meine Heimat und die Landwirtschaft zu folgen.

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Alles Glück dieser Erde

Oben im Vordergrund (1): innovativer Agroforst-Feldbau zwischen (noch jungen) Baumreihen – auch die Himbeeren freuen sich über das bessere Mikroklima (2). Bösels Angus-Rinder haben auf dem Bio-Gut viel Auslauf (3)

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, auf Ihrem Gut einmal alles a

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