STRASSEN-PARTY

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Die klassischen Eintagesrennen faszinieren Rennfahrer und Zuschauer gleichermaßen seit mehr als 100 Jahren. Entsprechend gut gefüllt ist der Anekdotenschatz. Ein Blick auf Geschichten und Geschichte

EINE ART HÖLLE Der Wald von Arenberg bei Paris-Roubaix ist einer der berühmtesten Schauplätze der Klassiker
Fotos: Getty Images (5)/AFP (2)/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/Alex Broadway/Tim de Waele, Witers/Presse Sports, Witters (4)/Denys Clement/Etienne Garnier/Presse Sports (2), dpa (4)/pa; Benoit Doppagne/pa; Roth (3)

FLANDERN-RUNDFAHRT

WANDERWEG Der Koppenberg zwingt immer wieder Rennfahrer aus dem Sattel

Die „Ronde“, wie die Flandern-Rundfahrt in Belgien und speziell im flämischen Teil des Landes genannt wird, ist nicht nur ein Radrennen. Der Tag des Rennens, erstmals ausgetragen im Jahr 1913, ist so etwas wie ein Nationalfeiertag und das größte Volksfest Belgiens. André Greipel sagte einmal: „Für die Leute hier ist das wichtiger als Weihnachten und Silvester zusammen.“

Für Bernard Hinault, der gerne etwas zu meckern hatte, war die Flandern-Rundfahrt mit ihren kurzen, aber brutalen Anstiegen an den „Hellingen“ nichts als eine „Zirkusnummer, reine Sensationshascherei“. Und als er 1978 das erste und letzte Mal teilnahm und nur Elfter wurde, sprach „der Dachs“ von einer „cochonnerie“, einer Schweinerei. Der reichlich angefressene Hinault sagte: „Das ist kein Rennen, sondern ein Kriegsspiel oder eine Lotterie“, und stellte hinsichtlich der Passage über den Koppenberg die rhetorische Frage: „Was haben wir getan, dass man uns in die Hölle schickt?“

Genau an jenem bis zu 22 Prozent steilen Koppenberg mit seinen sogenannten „Kasseien“ (Kopfsteinpflaster) wurde der führende Däne Jesper Skibby während des Rennens 1987 von einem Begleitfahrzeug beinahe über den Haufen gefahren. Er blieb zwar unverletzt, aber weil seine platt gewalzte Rennmaschine defekt war, gab er das Rennen auf. Anschließend wurde der Koppenberg vorübergehend aus dem Programm genommen und erst 2002 wieder von den Profis in Angriff genommen. Nachdem 2006 mal wieder zahlreiche Profis zu Fuß gehen mussten oder stürzten, wurde 2007 erneut auf die Passage verzichtet, ehe die Straße 2008 umfassend renoviert wurde und seitdem wieder im Programm ist.

ALLEINE GEGEN DEN WIND ZUM SIEG

Der Fahrer mit den meisten Gesamtsiegen ist ausnahmsweise mal nicht Eddy Merckx. Er gewann die „Ronde“ erstmals 1969, nachdem er 1967 bei seiner ersten Teilnahme Dritter und 1968 gar nur Achter geworden war. Also machte der „Kannibale“ seinem Namen 1969 mal wieder alle Ehre. Merckx attackierte bei um die fünf Grad Celsius, Dauerregen und stürmischen Winden bereits 80 Kilometer vor dem Ziel. Als ihn sein Sportlicher Leiter aus dem Auto anwies, die Beine hochzunehmen und aufs Feld zu warten, brüllte Eddy Merckx nur:

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