GRAUE EMINENZ

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TEST Rennräder mit Titanrahmen

An Rahmen aus Titan haftet der Ruf zeitloser Eleganz und unendlicher Beständigkeit. Dass die Räder unendlich teuer sein müssen, stimmt indes nicht mehr, wie unser aktueller Test zeigt. Auch aus technischer Sicht gibt es neue Erkenntnisse

Fotos: Matthias Borchers (10)

Titan gilt unter den Werkstoffen, die für den Bau von Rennradrahmen verwendet werden, als besonders begehrenswert. Das liegt nicht daran, dass das Leichtmetall besonders selten wäre – im Gegenteil gehört es zu den häufigsten Elementen in der Erdkruste. Auch herausragende technische Eigenschaften sind nur bedingt ein Argument, denn in den wichtigen Disziplinen Gewicht und Steifigkeit liegt es auf dem Niveau guter Aluminiumrahmen, diese kosten allerdings nur einen Bruchteil. Gegenüber Carbon hat das grau schimmernde Metall sogar deutlich das Nachsehen; bei gleicher Steifigkeit kann man das Gewicht eines Carbonrahmens beinahe auf die Hälfte eines Titanrahmens drücken und dabei viel freier formen. Dennoch hält sich der Werkstoff seit seinen Anfängen in den 1990er-Jahren in der Branche und spielt eine kleine, aber feine und beständige Nebenrolle. Es sind vor allem kleine, spezialisierte Anbieter, die vom Verkauf von Rädern aus Titan auch heute noch gut überleben können. Selbst Neugründungen von Firmen gab es in jüngerer Zeit, trotz der erdrückenden Dominanz von Carbon und Aluminium auf dem Markt. Was die Faszination am edlen Metall heute noch ausmacht, schauen wir uns in diesem Test an: Gut 20 Hersteller haben wir eingeladen und ihnen freie Wahl gelassen, ob sie uns ein Straßenrennrad oder ein Gravelbike schicken. Neun sind unserer Einladung gefolgt; im ersten Teil stellen wir vier Straßenrenner vor, der zweite Teil mit Gravelbikes weiterer Marken folgt in der kommenden Ausgabe.

Anfangs waren es vor allem Rahmenbauer aus den USA, die das Metall im Fahrradbau etablierten und mit exorbitanten Preisen für penibel verarbeitete Rahmen den Ruf des Materials begründeten. Für kurze Zeit sah es sogar so aus, als wäre Titan für hochwertige Räder der Werkstoff der Zukunft, weil sich damit etwa 20 Prozent leichtere Rahmen bauen ließen als aus den damals marktbeherrschenden Stahlrohren. Von den Entwicklungen bei Alu und Carbon wurde der Hype aber schnell überholt: Mit Carbon ließen sich noch deutlich leichtere Rahmen fertigen, dank Massenproduktion in Fernost wurden sie auch immer preiswerter. Aluminium ist in der Fertigung einfacher zu handhaben und dadurch konkurrenzlos günstig.

FÜR IMMER SCHÖN

Was als Argument für Titan bleibt, ist eine fürs Rennrad eigentlich nicht besonders wichtige, aber sehr besondere Eigenschaft: Die Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse. Das Material gilt als absolut korrosionsbeständig, selbst Salzwasser kann der Oberfläche nichts anhaben. Eine Lackierung ist deshalb überflüssig, was die Rahmen

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