tip Berlin
4 April 2019
Berlin ist viele Heimaten, liebe Leserinnen und Leser, denn mit einer einzigen Heimat kommen wir in einer Großstadt mit so vielen unterschiedlichen Biografien nicht hin. Mal ganz abgesehen davon, dass das deutsche Wort „Heimat“ im Singular schnell nationalistisch klingt. Mit solch einem dumpfen, ausgrenzenden Heimatbegriff wollen wir nichts zu tun haben. Doch sollen wir die Heimat abschaffen? Das geht auch nicht so einfach. Der Begriff Heimat nervt, er lässt uns aber nicht los. Denn er hat mit der Frage nach Identität zu tun. Danach, wer wir sind und wer wir sein wollen. Das zeigt auch die Diskussion #vonhier. Unter diesem Hashtag, initiiert von der Journalistin Ferda Ataman, erzählen Menschen seit Wochen von ihrer Ausgrenzung im eigenen Land. Für sie ist die Frage „Wo kommst du eigentlich her?“ nicht unschuldig, sondern transportiert den diskriminierenden Subtext: „Eigentlich gehörst du hier doch nicht wirklich her, oder?“ Aber jede*r will irgendwo hingehören, zu Hause sein, sich geborgen fühlen. Will so angenommen werden, wie er oder sie ist. Ein solcher Heimatbegriff würde nicht fragen: Wo kommst du her?, sondern: Wo willst du hingehören? Diese Heimat wäre eher ein gutes Gefühl als ein Ort. Auch wenn es sich in Berlin häufig über den Kiez herstellt. Berlin hat viele Kieze, viele unterschiedliche Menschen, viele Heimaten. Zum Glück. Ihre Stefanie Dörre, Chefredakteurin
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