tip Berlin
20 March 2019

Es gehört schon viel Fantasie dazu, liebe Leserinnen und Leser, um sich das Quartier hinter dem Hauptbahnhof als leben­diges Viertel vorzustellen. Und das nicht nur, weil sich dort noch die Baukräne drehen. Die Neubauten, die dort hoch­gezogen werden, sind nicht besonders einladend. Jedenfalls nicht für Leute, die schon lange in gewachsenen Kiezen leben. Ein Grund dafür: dass in diesem Quartier viel zu wenig die Politik die Planung bestimmt – und viel zu sehr das Gewinnstreben der Investoren. Das führt selten zu guter Architektur oder nachbarschaft­lichen Communitys. Ganz kurios: Es gibt auf dem Gebiet noch ein paar versprengte Altbauten. In einem davon betreibt der Künstler Manfred Bartling sein Haus Kunst­Mitte, in dem er selbst ausstellt und das er auch anderen Künstlern zur Verfügung stellt. Ein letzter Rest des Berlins der vielen Freiräume mit viel Platz für Kreative. Doch das soll hier kein Gejammer werden oder eine Ode an die guten alten Zeiten. Berlin braucht neuen Wohnraum, und nicht zu knapp. Es müssen neue Quartiere entstehen. Doch an Wohnungen, die sich durchschnittlich verdienende Familien leisten können, mangelt es in der „Europacity“. Hier wie auch im neuen Viertel an der Mercedes­ Benz Arena denkt man unwillkürlich an „Das steinerne Berlin“ – übrigens ein Buchtitel aus dem Jahr 1930. Man muss den neuen Stadt­vierteln vermutlich etwas Zeit geben, vielleicht werden sie dann ja irgendwann doch zu Kiezen. Stefanie Dörre, Chefredakteurin

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