Wo Liebe durch den Magen geht

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Im saarländischen Ottweiler gibt es ein ganz besonderes Schlemmer-Paradies, in dem sich nicht nur Vierbeiner pudelwohl fühlen

Willkommens-Gruß für die „tina“: Am Ende darf natürlich Chef-Gourmet Santos (13) die Hundetorte verputzen
Fotos: Katrin Denkewitz

Die Kündigung kurz nach dem 50. Geburtstag war schuld. Oder waren es die Straußenkekse? Nein, genau genommen brachte Santos den Stein ins Rollen. Der hatte die edlen Kekse nämlich verschmäht, und mit Blick auf die Verpackung wusste Frauchen Ilka Honecker auch, warum. Nur fünf Prozent Fleisch waren drin, und da dachte sich die passionierte Bäckerin: „Das kann ich besser!“

Die ersten selbst gemachten Leckerlis, die daraufhin Ilkas Backstube verließen, fanden nicht nur bei Santos regen Anklang. „Die Vierbeiner auf der Hundewiese klebten förmlich an meinem Futterbeutel“, erzählt Ilka, während sie kleine Teigbällchen in den Ofen schiebt. „An Santos Geburtstag versuchte ich mich dann an einer Torte aus Hackfleisch, Quark und Eiern und verzierte sie mit geriebenen Karotten. Mein Galgo-Rüde hatte sie in Windeseile verputzt.“

In Windeseile sprachen sich auch Ilkas Backkünste herum. „Kannst du uns auch eine Hundetorte machen?“, fragten Freunde und Bekannte. Ilka konnte. Schließlich machte es ihr riesigen Spaß, Gugelhupf-Küchlein, Macarons und Geburtstags-Überraschungen für die Vierbeiner zu kreieren.

Warum nicht die Leidenschaft zum Beruf machen?

Und dann kam der Tag, an dem Ilka ihren Job verlor. „Jahrzehntelang war ich in dem Betrieb beschäftigt, und nun stand da: über 50, mit Gebrauchsspuren. Niemand wollte mich mehr einstellen. Warum also nicht meine Liebe zu Hunden und meine Leidenschaft zum Backen zum Beruf machen?“

Heute steht Ilka stolz in ihrer „Hundekekseria“ und sortiert „Bestechungsknochen“ und „Leb(er)kuchenmänner“ in die Regale. „Natürlich alle ohne Zucker“, betont sie. Für die vierbeinigen Feinschmecker verwendet Ilka nur regionale Produkte. Das Dinkelmehl kommt von der Mühle im Nachbarsdorf, die Äpfel von der Streuobstwiese, das Fleisch vombefreundeten Bauern. Die Leberwurst stellt die 58-Jährige selbst her. „In vielen konventionellen Produkten werden Schlachtabfälle verwendet – so etwas gibt’s bei mir nicht!“

Schön brav abwarten, bis das Foto im Kasten ist. Dabei würde Santos doch so gern schon reinbeißen …
Fotos: Gunnar

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