Die Kraft des Kletterns

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DANKE an

Kerstin Krüger (59)

Die Hamburgerin leitet die inklusive Klettergruppe „Neue Wege“. Deren Ziel: Angst überwinden und Selbstsicherheit aufbauen

Die Trainerinnen Christine (l.) und Kerstin (3. v.l.) gemeinsam mit Teilnehmerinnen an der Wand

Es ist Dienstag, später Nachmittag, und im Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Hamburg ist ordentlich was los. Mittendrin Kerstin Krüger, Mitinitiatorin der inklusiven Klettergruppe „Neue Wege“. Kurz vor Beginn der Pandemie begann sie ihre Ausbildung zur Trainerin für Menschen mit Behinderung, 2021 schloss sie sie ab. Die Truppe ist bunt gemischt, auch altersmäßig – von Anfang 20 bis Mitte 60. Das Training findet einmal die Woche während des normalen Betriebs statt. Kerstin weiß um die enorme Kraft des Kletterns: „Es hilft dabei, Ängste zu überwinden, das Selbstwertgefühl aufzumöbeln, den Körper wirklich wahrzunehmen. Indem wir persönliche Grenzen kennenlernen und über sie hinauswachsen, steigern wir den eigenen Selbstwert.“

Und auch Spaß und Miteinander kommen nicht zu kurz: „Wir klönen, einmal im Monat gibt es einen DAV-Spieleabend, und wir unternehmen einmal jährlich für drei Tage eine Ausfahrt ins Weserbergland und klettern dort an echten Felsen.“ Kerstin leitet die Gruppe mit Christine Dreyer und Christian Munzert. Im Schnitt sind acht Teilnehmende vor Ort, insgesamt besteht die Gruppe aus rund 15 Leuten.

Leistungsgedanke ade – es geht nicht um schneller, höher, weiter

Das Training ist betreuungsintensiv – Menschen mit Seheinschränkungen zum Beispiel benötigen verbale Unterstützung wie „Dein nächster Griff befindet sich auf 15 Uhr“, teilweise klettert ein Trainer auch parallel zum Teilnehmer. Damit alle unabhängig ihrer Fähigkeiten beim Klettern bestmöglich gesichert sind, wurden für Fotos: Gunnar Geller (3) dieses Projekt maßgeschneiderte, integrative Klettergriffe installiert, die besonders groß und griffig sind. Außerdem gibt es Ganzkörpergurte, die auch den Oberkörper sichern.

Der 30-jährige Colin hat eine Depression, ist seit zwei Jahren dabei: „Wenn ich klettere, denke ich über nichts anderes nach. Das ist für mich total entspannend.“ Nils (53), der durch seinen Aufenthalt in einer Tagesklinik zum Klettern gekommen ist, betont, wie gut ihm das Training gefällt, weil es ganz ohne Druck stattfindet. „Es geht nicht um höher, schneller, weiter – ich bin mein eigener Maßstab.“ Und Silke (59) hat MS, mit dem Klettertraining will sie Muskeln aufbauen. „Ich bin nun seit einem halben Jahr dabei, das Klettern klappt wirklich gut. Sport zu machen ist für mich unerlässlich – Tanzen, Krankengymnastik, Schwimmen und jetzt auch Klettern.“ Leonhard (23) hat seit Geburt eine Sehbehinderung, Ballsportarten waren deshalb schwierig, das Klettern läuft gut. „Spaß macht mir auch, zu k

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