„Um wieder glücklich zu sein, musste ich meine Fesseln sprengen“

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An ihrem 45. Geburtstag beschließt Seda Blum (57), alles hinter sich zu lassen und auszuwandern. Sie wünscht sich ein freieres Leben – und findet so viel mehr

Happy End: Seda könnte die ganze Welt umarmen. Sie hat sich richtig entschieden
Unter der spanischen Sonne ist jeder Tag schön

Mal übernachtet sie inmitten einer Bananenplantage auf La Gomera, mal auf einer Klippe hoch über dem Atlantik auf Lanzarote. Auf Fuerteventura schwimmt sie beim Sonnenaufgang hinaus ins Meer, und auf Teneriffa beobachtet sie in der wilden Lavalandschaft des Teides die Sternschnuppen, häufig bei einem Glas kanarischem Wein und einem leckeren geräucherten Ziegenkäse, liebevoll eingedeckt auf einem Tisch für zwei. „Ich habe das Abenteuer hier inklusive, kein Tag ist wie der andere“, schwärmt Seda und strahlt, als wolle sie die ganze Welt umarmen. „Alles in mir sagt, das stimmt jetzt, und deshalb geht es mir auch rundherum gut“, sagt sie mit voller Überzeugung.

Seit einem Jahr wohnt die gebürtige Stuttgarterin mit ihrem zweiten Mann Salvatore (55) in einem Wohnmobil auf den Kanaren und lebt endlich so, wie sie es sich schon lange gewünscht hat. „Ich mag die Freiheit, die Konzentration auf das Wesentliche und die Gewissheit, dass das, was ich gerade tue, auch gut für mich ist.“

Viele Jahre hatte Seda, eine gelernte Arzthelferin, diese innere Stimme nicht mehr gehört. „Ich war auf einem falschen Gleis unterwegs, und das noch mit Vollgas“, erzählt sie rückblickend. Dabei ging es ihr von außen betrachtet prima. Sie war mit ihrer Jugendliebe verheiratet, Mutter von zwei Töchtern (heute 33 und 29) und hatte sich mit ihrem Mann einen gut gehenden Gastronomiebetrieb aufgebaut. „Ich war immer mit großer Leidenschaft dabei. In der Gastronomie kann man viel bewegen. Es ist nie langweilig, und man kann Menschen verwöhnen. Ich habe das geliebt.“ Und entsprechend floriert das Geschäft. Doch im Laufe der Jahre reibt sich Seda zwischen Familie und Betrieb auf. „Der Stress hat mich aufgefressen. Durchatmen? Fehlanzeige! Es ging nur um das Funktionieren.“

Klein, aber fein: Seda und Salvatore schätzen das Leben im Wohnmobil. Weniger Ballast heißt mehr Raum für Kreativität
Malerisch Im ländlichen Herzen von Lanzarote stehen noch viele alte Mühlen. Mit ihrem Zuhause auf Rädern entdecken Seda und Salvatore immer neue schöne Ecken auf den Kanaren

Und Seda funktioniert – und vernachlässigt sich. „Ich bin eigentlich ein sehr kreativer Mensch, liebe es, immer neue Rezepte mit aufregenden Zutaten zu kreieren und Tische und Räumlichkeiten zu dekorieren, sozusagen das Essen zu feiern. Doch für all das blieb kein Raum.“

Signale wie Erschöpfung und Teilnahmslosigkeit überhört sie. „Ich trudelte

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