Wenn wir unser Elternhaus auflösen müssen …

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Leichter leben

Kaum eine Aufgabe ist für erwachsene Kinder so schwer. Was sollen wir behalten, was kann wirklich weg? Unsere Expertin Dr. Christina Erdmann weiß Rat

Viele Gegenstände und Erinnerungen: Stehen wir vor der Aufgabe, die Wohnung der Eltern zu räumen, fühlen wir uns oft überfordert

Für den Fall des Falles aufräumen – das ist in Schweden eine weitverbreitete Sitte und nennt sich „Döstädning“ – zu Deutsch Todesputz. Zugegeben, das klingt etwas makaber, aber auch zum Nachahmen empfehlenswert : Man ordnet seine Sachen und mistet aus, bevor es jemand anderes machen muss. Man hinterlässt so den Angehörigen im Todesfall geordnete Verhältnisse.

„Ich bewundere jeden Angehörigen unserer Elterngeneration, der für sich entscheidet, ich mache das selbst, ich überlasse das nicht meinen Kindern, die dann radikal ausmisten. Das ist aber leider nicht die Regel“, so Dr. Christina Erdmann, die seit einigen Jahren Menschen beim Auflösen ihres Elternhauses begleitet. Die meisten stehen nach dem Ableben ihrer Eltern vor einer sehr vollen Wohnung. Die Frage, die vielen in dieser Situation durch den Kopf geht : Wo und wann um Himmels willen fange ich nur an? Diese und noch viele Fragen mehr beantwortet unsere Expertin im Interview auf der nächsten Seite.

Bei ihrem Duft huscht mir ein Lächeln übers Gesicht

Meine Mutter wohnte in unserem Haus, und wir hatten immer eine sehr enge Bindung. Als sie verstarb, war der Gedanke, ihre Wohnung zu räumen, schon sehr schwer für mich. Was geschieht mit all ihren schönen Dingen? Was sollten wir behalten, was können wir weggeben? Gott sei Dank hatte ich meine Schwester als Unterstützung. Für uns war schnell klar: Auch wenn wir die meisten Dinge weggeben müssen, die Liebe zu unserer Mutter würde dadurch nicht beeinträchtigt werden. Die meisten Sachen haben wir dem Roten Kreuz und einem Sozialkaufhaus gegeben.

Aber es gab ein paar wenige Dinge, die wir noch bis heute behalten haben. Unter anderem ist das eine Kiste, voll mit alten Fotos und schönen Erinnerungen, vor allem an unsere Kindheit. Wir haben uns die Fotos gemeinsam angeschaut. Und wir haben dabei viel geweint, aber auch gelacht. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dadurch sehr viel verarbeiten konnten.

Auch Schmuckstücke meiner Mutter erinnern mich sehr an sie. Mit zwei Ringen trage ich auch immer sie bei mir. Und noch etwas, was ich nie hätte hergeben können: ein angebrochener Parfümflakon. Mit Mamas Lieblingsduft „Chloé“. Hin und wieder nehme ich ihn in die Hand und rieche daran. Das ist Erinnerung pur, und ein Lächeln huscht über mein Gesicht …

Befreien Sie sich vom Zwang, im Sinne der Eltern handeln zu wollen

Dr. Christina Erdmann ist promovierte Diplompädagogin und begleitet auch Angehörige der Baby-Boomer-Generation beim

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