Mein Mann, mein schlimmster Albtraum

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Gewalt an Frauen ist kein Einzelschicksal. Jede Vierte wird mindestens einmal Opfer von Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner. Die Zahlen steigen. Und Hilfe ist rar

Karin Löffler hat sich aus einer toxischen Beziehung befreien können. Sie stärkt nun als Coach Frauen und Kinder – auch präventiv

KATRIN LÖFFLER (40)

Als ich ihn kennenlernte, war ich alleinerziehende Mutter mit einem kleinen Sohn. Er überschüttete mich mit Liebesbekundungen. Bereits nach knapp einem Jahr heirateten wir, weil ich wieder schwanger war. Doch letztlich war ich dann gefangen in dieser Beziehung: Ich war zu ihm gezogen in sein Haus, hatte nichts eigenes mehr an Möbeln oder Hausrat. Zum Glück hatte ich immerhin durchgesetzt, ein eigenes Konto zu behalten. Es zeigte sich, dass er sehr eifersüchtig war und mich kontrollierte. Ich durfte nirgends allein hingehen, mich nicht mit männlichen Bekannten treffen.

Ich schaffte es, mich 2018 zu trennen. Doch da ging es erst richtig los: Er beschimpfte mich, sagte, ich sei nichts wert, das ganze Dorf würde über mich lachen. Er beschuldigte mich in Mails, drogenabhängig zu sein, im Haus Dinge zerstört und geklaut zu haben. Als ich mit den Kindern in Urlaub fahren wollte, drohte er, mich wegen Kindesentziehung anzuzeigen. Er verschwieg, dass unsere Tochter Allergien hat, die er heimlich hatte testen lassen. Er spiegelte ihr Handy auf seines, um mitlesen zu können, was wir uns schrieben. Auch bei Gerichtsterminen bezüglich unserer Kinder versuchte er zu manipulieren, sagte, ich sei psychisch instabil – nur, weil ich eine Therapie gemacht habe, um die Beziehung zu verarbeiten. Auch wenn er mich nie geschlagen hat – psychische Gewalt ist ebenfalls schlimm.

Die Zahlen sind schockierend: Jede vierte Frau wird mindestens einmal im Leben Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren Ex-Partner. Zwei- bis dreimal häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt erleben Mädchen und Frauen mit Behinderung Gewalt. (Stand: 2023, Quelle: BMFSFJ). Häusliche Gewalt betrifft dabei nicht nur die körperliche Gewalt, sondern jedes Verhalten, das Macht und Kontrolle auf die Betroffenen ausübt. Dazu gehört auch psychische Gewalt in Form von Erniedrigung, Manipulation, Einschüchterung, sozialer Isolation, wirtschaftlichem Druck und digitaler Gewalt wie Stalking, Verbreitung von intimen Bildern oder die Androhung, dies zu tun. Alle zwei Tage versucht ein Mann, seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Alle drei Tage gelingt es ihm. Das Verbrechen hat sogar einen eigenen Namen: Femizid.

Häusliche Gewalt betrifft alle Bevölkerungsschichten und alle Altersgruppen. Und sie nimmt zu. 2022 ist sie laut polizeilicher Kriminalstatistik um 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Insgesamt 114.000 Frauen haben eine Anzeige wegen häuslicher Gewalt er

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