Die Tochter

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NANCY FAESER

Ihr Vater machte Karriere in der Kommunalverwaltung. Die Innenministerin scheint seinem Vorbild zu folgen. Mit Fleiß und Disziplin hat sie sich nach oben gedient – über Listenplätze, eine bedeutende Direktwahl gewann sie nie. Nun kämpft sie „gegen rechts“. Das Recht soll dabei keine Rolle spielen

Nancy Faeser ist die gefährlichste Politikerin im Bundeskabinett. Als Innenministerin will sie politische Äußerungen, die ihr nicht passen, verfolgen lassen. Dabei zeigt sie sich als gelehrige Tochter eines Verwaltungskarrieristen.

Über einen demokratischen Politiker sagt es viel aus, wann er in seine Partei eingetreten ist. Gehörte er zu einer großen Welle von Neuzugängen, wie sie die SPD 1972 erlebte oder die CDU 1983 und 1989? Oder ist er nach einer großen Niederlage der Partei eingestiegen? Das lässt zum Beispiel – im Kontext weiterer Informationen – Schlüsse bezüglich der Frage zu, ob er ein Kämpfer oder ein Mitläufer ist.

Also, fürs Protokoll: Nancy Faeser trat 1988 in die SPD ein. Es war die Zeit, in der ihr Vater für dieselbe Partei Bürgermeister im hessischen Schwalbach wurde. Früher war das ein beschauliches Dorf vor den Toren Frankfurts gewesen, dann entwickelte es sich immer mehr zu einem Wohnort für Leute, die in der Bankenstadt gutes Geld verdienten – mit allen dazugehörenden infrastrukturellen Problemen.

Laut „Schwalbacher Zeitung“ wurde Horst Faeser 1988 Bürgermeister in Schwalbach, laut dem Wikipedia-Eintrag über Nancy Faeser erst 1989. Ihr Vater spielt in diesem Eintrag eine große Rolle, ihre Mutter wird nicht erwähnt. Als die Innenministerin im Dezember 2022 bei Sandra Maischberger über ihre sozialdemokratische Familie sprach, spielte die Mutter ebenfalls keine Rolle.

Für weniger medienkundige Leser muss ein Journalist dazu zwei Anmerkungen vorab machen: Für die „wissenschaftlichen Mitarbeiter“ im Bundestag und den Landtagen gehört es zum Standard, ehrenamtlicher Wikipedia-Autor zu werden. So können sie Einfluss darauf nehmen, wie das wichtigste digitale Lexikon die Abgeordneten, für die sie tätig sind, beziehungsweise ihre Parteien darstellt. Sandra Maischberger dürfte Nancy Faeser mit den Fragen nach ihrem Vater zudem kaum überrascht haben. Zum Standard von Talkshows gehört, dass die Redaktion die Themenblöcke mit dem Gast oder seinen Mitarbeitern vorab durchgeht.

Fixierung auf den Vater

Die Fixierung auf Nancys Faesers Vater ist interessant. Maischberger versuchte, die Dramaturgie aufzubauen, dass die Innenministerin gegen den Willen ihres Vaters in die Partei eingetreten sei. Faeser eine Rebellin? Eine hübsche Geschichte. Blöd nur, dass sie so gar nicht stimmt.

Faeser relativierte die Story zu Warnungen, die ihr Vater über die Verantwortung ausgesprochen habe, die mit einem Parteieintritt verbunden seien.

Bundesinnenminis

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