Geldgeber ziehen sich zurück

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KLIMAAKTIVISMUS

Dekarbonisierung, Green Deal, ökologische Transformation der Wirtschaft – wo die Sprechblasen in den Himmel stiegen, wollten die größten institutionellen Investoren und Unternehmen der Welt nicht fehlen. Dass sie sich allmählich zurückziehen, zeigt die abnehmende Relevanz des Themas

Es ist viel Geld: 68 Billionen Dollar kann die Initiative Climate Action 100+ (CA100+) bewegen, um ihre Ziele zu erreichen. Das ist kein Übersetzungsfehler. Dem Projekt gehören die größten Vermögensverwalter der Welt an, aber auch Banken wie die UBS und Versicherungen wie die HUK Coburg und sogar die Evangelische Kirche in Schweden. Daher rührt der Name: 100+ steht für die rund 700 institutionellen Investoren, die sich mittlerweile der Initiative angeschlossen haben, um Unternehmen zu Null-CO 2-Emission zu bewegen.

Mit dem Ziel „net zero bis 2050“ vernetzt Climate Action Politik und Wirtschaft. Und die Investoren üben Druck aus auf die Konzernetagen der Firmen, an denen sie beteiligt sind. Das Inititativenmitglied Blackrock, mit einem verwalteten Vermögen von über zehn Billionen Dollar größter Asset-Manager der Welt, ließ seinen Chairman Larry Fink sogar dem Management der Unternehmen einmal im Jahr einen Brief schreiben. Seit einigen Jahren wies Fink darin auf den Klimawandel und die Notwendigkeit einer Transformation von Wirtschaft (und Finanzwesen) hin.

Doch allmählich schläft der Aktivismus ein. Im Februar machte eine Meldung die Runde, die außerhalb der Finanzwelt so gut wie kein Echo fand. JP Morgan und State Street – mit einem verwalteten Vermögen von zusammen 7,2 Billionen Dollar ebenfalls keine Nobodys – zogen sich komplett aus dem Projekt zurück. Auch Blackrock setzt die Prioritäten plötzlich anders. Der Gigant unter den Vermögensverwaltern ist zwar nicht komplett ausgestiegen, hat jedoch sein Engagement reduziert.

Die Nachrichten über diesen Schritt schlagkräftiger Investmenthäuser haben Spekulationen ausgelöst. Offiziell ließ State Street verlauten, es gehe um mögliche Bevormundung und die Wahrung der unabhängigen Stimmenvertretung. US-Medien berichteten über Druck von Seiten republikanischer Gouverneure. Bei einem Treffen im März 2023 soll eine Gruppe republikanischer Generalstaatsanwälte die größten US-Vermögensverwalter zu ihrer Mitgliedschaft befragt haben. Sie sprachen von einer „potenziell rechtswidrigen Koordinierung“ innerhalb der CA100+.

Der Vorgang ist kein Einzelfall. Vanguard etwa, ein anderer Riese unter den Investmenthäusern, war 2022 aus der Net Zero Asset Managers (NZAM) Initiative, einem vergleichbaren Projekt, ausgestiegen. CA100+ hat Vanguard nie angehört. Richard Fields, Berater des Headhunters Russell Reynolds Associates, sagte, die Abgänge illustrierten die Tatsache, dass viele Unternehmen sich in neuerer Zeit weniger lautstark zu Umwelt-, S

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