„Größte totalitäre Gefahr droht von links“

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DER NEUE KULTURKAMPF

Ein neuer Kulturkampf wird von einer mächtig gewordenen woken Linken vorangetrieben, die eine widerständige Bevölkerung durch staatliche Umerziehung und Repression in die Spur setzen will. Die Wissenschaftlerin Susanne Schröter analysiert diese Auseinandersetzung in ihrem neuen Buch

Tichys Einblick: Frau Schröter, wer betreibt den Kulturkampf, den Sie in ihrem neuen Buch beschreiben, und wodurch zeichnet er sich hauptsächlich aus?

Susanne Schröter: Mir wird ja gerne vorgeworfen, ich sei eine rechte Kulturkämpferin. Tatsächlich geht der neue Kulturkampf aber von einem Teil der Linken aus, die sich selbst als woke und damit als erweckt bezeichnet. Gegen deren Ideologie und wachsenden zivilgesellschaftlichen wie politischen Einfluss setze ich mich nun schon seit Jahren wissenschaftlich und publizistisch zur Wehr. Ich möchte ausdrücklich nicht die gesamte Linke für diese Ideologie in Haftung nehmen, aber einen Teil von ihr, der in den letzten Jahren im links-grünen Lager zunehmend an Einfluss gewonnen hat. Die Ideologie dieses Teils der Linken fußt auf bestimmten postmodernen Strömungen in den Sozial- und Geisteswissenschaften, allen voran der sogenannten postkolonialen Theorie, der intersektionalen Critical-Race-Theorie und der Social-Justice-Theorie. Sie beherrschen inzwischen nicht nur die Sozial- und Geisteswissenschaften an angelsächsischen Universitäten, sondern sind auch an deutschen Hochschulen enorm auf dem Vormarsch.

Ihr Kulturkampf beschränkt sich, wie Sie schreiben, aber keineswegs auf die Universitäten, sondern reicht weit darüber hinaus in andere Bereiche. Wie ist es zu dieser Ausweitung gekommen?

Die woke Linke hat in den letzten Jahrzehnten höchst erfolgreich wirksame Strukturen und Netzwerke in zahlreichen Bereichen unserer Gesellschaft geschaffen, nicht nur an den Hochschulen, sondern vor allem auch im Kulturbereich sowie in den Medien. Aus diesen vorpolitischen Bereichen heraus hat sie inzwischen aber auch ihren Einfluss auf die Politik erheblich ausgeweitet. Die politisch nicht nur von den Grünen und der Linken, sondern auch weiten Teilen der SPD repräsentierte woke Linke fühlt sich dadurch inzwischen mächtig genug, um zu versuchen, die gesamte Gesellschaft umzugestalten.

Nun hat es schon immer zum linken Selbstverständnis gehört, gegen die als strukturell ungerecht betrachteten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse einer kapitalistischen Gesellschaft zu kämpfen und sie entsprechend den eigenen Vorstellungen umzugestalten. Wogegen richtet sich vor diesem Hintergrund der woke Kulturkampf von heute, und worin unterscheidet er sich von den bisherigen Kämpfen der Linken?

Paradoxerwe

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