Was für Bauern wollen wir?

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MONIKA HAUSAMMANN

Von ihrem Schreibtisch in Südfrankreich aus beobachtet die Schweizer Schriftstellerin die Welt. Jeden Monat wundert sie sich für Tichys Einblick. Diesmal über die Verunglimpfung der Bauernproteste, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie wir die Landwirtschaft organisieren wollen

Es verschlägt mir die Sprache, wenn ich sehe, wie die Proteste der Bauern als demokratiefeindlich geframt werden. Die Bauern seien verwöhnt, sagen genervte Städter. Mit direkten und indirekten Subventionen regelrecht gemästet. Sollen verdammt noch mal ihren Job machen, anstatt das Land lahmzulegen.

Sosehr diese Kritik ein Stück Wahrheit enthält, so sehr geht sie doch am Kern vorbei. Ja – die Bauern erhalten Subventionen und werden so vom Staat abhängig. Dieser wiederum nutzt diese Abhängigkeit, um ihnen immer härtere und auch willkürlichere Richtlinien zum „Schutz“ des Klimas oder der Konsumenten zu diktieren. Zum Beispiel Arbeitsverbot zwischen März und August in bestimmten Gegenden zum Schutz einer Vogelart, während man die Liste der bereits geschützten Vogelarten gerade ausdünnt, um Windräder aufstellen zu können.

Was auf den ersten also Blick verantwortungsvoll, gerecht und sozial wirkt, ist am Ende – wie immer, wo der Staat eingreift – kooperationsverhindernd und damit unsozial: eine klassische Lose-Lose-Situation, in der alle außer den Beamten Freiheit und Kapital verlieren. Den Bauern bleibt von einem 7/24-Job zu wenig, um so weiterzumachen, und doch zu viel, um aufzugeben, was Generationen zuvor aufgebaut haben und was sie der nächsten übergeben wollen.

Warum aber erhalten Bauern überhaupt Subventionen? Sie erhalten sie, weil Staaten im Fall eines Krieges oder anderer Krisen in puncto Nahrungsmittel größtmögliche Autonomie anstreben. Die Landwirtschaft soll sicherstellen, dass „das Land“ , wenn aller Handel zusammenbricht, sich selbst ernähren kann. Ganz abgesehen davon, ob man dieses Ansinnen für schlau oder unsinnig hält: Es fordert eine grundsätzliche Entscheidung in einer globalisierten Welt. Um die hat man sich bis heute herumgedrückt.

Die Konsumenten entscheiden, so einfach ist das. Die Bauern haben versucht, bio zu produzieren. Die Leute haben es nicht gekauft

Was wir jetzt haben, ist der Versuch eines Sowohl-alsauch – halb Planwirtschaft, halb Marktwirtschaft. Man will im Krisenfall souverän sein, bis es so weit ist, aber doch freien Handel haben. Konkret heißt das: Man subventioniert

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