Ist Friedrich Merz noch zu retten?

4 min lesen

OPPOSITION

Der CDU-Vorsitzende ist eine tragische Figur. Erst von Angela Merkel weggebissen, laviert er heute herum. Der Wähler traut ihm die Kanzlerschaft nicht zu. Vielleicht sollte er ins zweite Glied treten und wie in der SPD zu Zeiten Brandts und Schmidts als ein zweiter Herbert Wehner die Strippen ziehen

Die Demoskopen machen der Union Hoffnung. Die Zustimmungswerte des CDU-Vorsitzenden bleiben allerdings im Keller
FOTO: SEAN GALLUP/GETTY IMAGES

Die politische Stimmung im beginnenden Winter ist düster. Besonders dick bekommt es die Ampelkoalition ab. Die Umfrageergebnisse tragen seit Monaten die gleiche Überschrift: „Ampelparteien verlieren an Zustimmung“. Wie viel Prozent es am Ende auch genau sein mögen, die Regierungsparteien kommen gemeinsam noch gerade auf ein Drittel aller Stimmen; weit entfernt von einer Regierungsfähigkeit. Die Union käme auf rund 30 Prozent. Der eigentliche Gewinner aber wäre die AfD mit gut einem Fünftel der Wählerstimmen.

Es liegt auf der Hand, was diesen Gewinn ausmacht. Es ist der Protest gegen das Orientierungsdefizit der etablierten Parteien. Die Mehrheit glaubt nicht, dass eine von der Union geführte Regierung es besser machen würde. Unzufrieden ist man nicht nur mit CDU und CSU, sondern insbesondere auch mit den Parteiführungen.

Für alle Etablierten tut sich dabei ein neues Problemfeld auf. Künftig werden sie nicht nur von der AfD um ihre traditionellen Erfolge gebracht werden – sondern zusätzlich auch durch die neue Partei von Sahra Wagenknecht. Dort sammeln sich enttäuschte Anhänger der Linken – aber auch Protestaktive, die bisher AfD gewählt haben, und frustrierte Mitte-Wähler, denen bisher niemand die Problemlage und die Lösungsperspektive wirklich erklärt hat. Sahra Wagenknecht kann also ganz breit einsammeln gehen.

Um vor diesem komplizierten Hintergrund seinen Anhängern Zuversicht zu vermitteln, rief CDU-Chef Friedrich Merz beim Deutschland-Tag der Jungen Union: „Die CDU ist zurück!“ Das von der SPD ausgerufene sozialdemokratische Jahrzehnt sei vorbei, bevor es angefangen habe. Der demoskopische Befund kann den CDU-Chef aber nicht wirklich glücklich stimmen: Seine persönlichen Werte bleiben trotz des Aufschwungs der Union relativ schlecht. Bei der Frage, wen man als Kanzler wählen würde, kommt Merz lediglich auf 20 Prozent. Selbst bei den Unionsanhängern sprechen sich nur 47 Prozent für Merz aus.

Ob ihm dabei hilft, das einst Undenkbare auszusprechen, nämlich seine ehemalige Gegnerin Angela Merkel zu loben, weiß man nicht. Bei der großen Bundestagsdebatte über die Migrationspolitik zögerte Merz nicht, an den Erfolg des von Angela Merkel mit der Türkei ausgehandelte Rückführungsabkommen lobend zu erinnern.

Die bisherige Ära der Führung von Friedrich Merz ist eine Zeit voller Pannen. Dazu gehört der fla

Dieser Artikel ist erschienen in...