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POSTMODERNISMUS

Deutschlands Niedergang ist nicht zuletzt Resultat der Diskursherrschaft des Postmodernismus. Umso notwendiger ist es, die dahintersteckende Methode zu erkennen und sie in ihrem irrationalen, aufklärungsfeindlichen, illiberalen Kern zu entlarven und bloßzustellen

Die Diskussion über die zeitliche und inhaltliche Bestimmung dessen, was genau postmodern ist beziehungsweise für postmodernistisch zu halten sei, wird etwa seit Anfang der 1980er geführt. Postmodernes Denken will nicht als bloße Zeitdiagnose verstanden werden, sondern als kritische Denkbewegung, die sich gegen Grundannahmen der Moderne wendet und Alternativen aufzeigt. Böse könnte man auch sagen, Postmodernismus ist kein Irrationalismus aus einem Guss, sondern eine Patchwork-Ideologie, ein Irrationalismus aus vielen Schlacken.

Seinen Anfang nahm der Postmodernismus im Frankreich der 1950er und 1960er – und war stark inspiriert von der deutschen Philosophie, von G. W. F. Hegel, von Friedrich Nietzsche, von Edmund Husserl und Martin Heidegger, von Siegmund Freuds Psychoanalyse und vor allem von Karl Marx. Jeder der jungen Philosophen, Absolventen der Elitehochschulen, der durchaus ein bisschen die Welt verändern wollte, strebte jedoch vor allem danach, der wichtigste Intellektuelle Frankreichs zu werden. Schon in der Entstehung des Postmodernismus wirkte ein erstaunlicher Wille zur Macht mit, ein Aktivismus, der in der dritten Welle des Postmodernismus zum Hauptmerkmal wurde und mittlerweile die Theorie beherrscht.

Die französische Philosophie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat nie vergessen, dass sie im Grunde immer auch ein Stück weit in den Pariser Salons entstanden ist, während die deutsche Philosophie ihre Herkunft aus den Universitäten nicht zu verleugnen vermag. Schwerer wiegt aber ein Umstand im Selbstverständnis der modernen französischen Philosophie, den einer ihrer prominentesten Vertreter, Vincent Descombes, so beschreibt: „Die politische Stellungnahme ist und bleibt in Frankreich der entscheidende Prüfstein, an ihr entscheidet sich letztlich der Sinn eines Denkens. Es ist, als rührte man in dem Augenblick endlich an den Kern der Dinge, wo man von den Hypothesen über das Eine und das Viele oder über die Natur der Erkenntnis zur Frage der nächsten Wahl oder der Haltung der Kommunistischen Partei kommt.“

Die Außenseiter, die Wahnsinnigen, die Verbrecher stellen keinen Gegenentwurf zur Gesellschaft dar

Wie wichtig der autobiografische Aspekt, die Sublimierung der eigenen existenziellen Kämpfe ist, hat Michel Foucault eingestanden: „Jedes Mal wenn ich versucht habe, eine theoretische Arbeit zu leisten, ist sie von Elementen meiner eigenen Existenz ausgegangen: immer in Beziehung zu Prozessen, die ich in meiner Umgebung sich abspielen sah. Weil ich in den Dingen, die ich sah, in den Insti

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