Der perverse Stolz der Folterer

10 min lesen

GEWALT

Philosophen haben schon immer darüber nachgedacht, was die grausame Seite des Menschen weckt, was der Auslöser ist, der aus eigentlich zivilisierten Individuen grausame Henker macht. Ein Versuch der Erklärung des barbarischen Furors der Hamas

Es gibt Wahrheiten, die niemand gern hört. Die Fähigkeit des Menschen zu lustvoller, kaum vorstellbarer Grausamkeit gehört dazu. Das Böse lebt, es lastet auch heute noch in seiner schwärzesten Form bedrohlich auf der Menschheit. Die Tünche der Zivilisation ist zerbrechlich. Eine bittere Wahrheit: Der Horror der Folter, des Quälens und der Verstümmelung kann auch in der Moderne noch in jedermanns Leben eindringen.

Als die Kämpfer der Hamas am 7. Oktober dank eines kompletten Versagens der Regierung in Jerusalem fast 20 Stunden lang unter den südlichen Grenzbewohnern Israels wüteten und mordeten, konnte die Welt in den lachenden Fratzen der Täter auf die finsterste Seite des Menschen blicken.

Die von ihnen selbst im Web präsentierten Videoclips zeigen, wie sie sich stolz, frohgemut und sichtlich ohne die geringsten Selbstzweifel bei den Massakern austobten.

Die palästinensischen Barbaren dürfen sich einreihen in die Geschichte der Unmenschlichkeit, die so lang scheint wie die Geschichte der Menschheit überhaupt. Die Liste entsetzlicher Gewaltorgien reicht von den Gemetzeln siegreicher Armeen im Altertum oder den Massenkreuzigungen der frühen Christen über die ausgefeilten Foltermethoden der europäischen Feudalzeit, den Gräueltaten der spanischen oder belgischen Kolonialisten und der deutschen Nazis bis hin zu den Massenmorden kommunistischer Revolutionäre in China oder Kambodscha und der gegenwärtigen Folter- und Hinrichtungsrealität in den Gefängnissen Irans, Syriens und unzähliger anderer Diktaturen.

Die blutrünstige Seite der Geschichte demonstriert eindrücklich, dass weder die ethnische Zugehörigkeit noch die Religion, weder die Epoche noch die Region, weder die Bildung eines Menschen noch sein sozialer Stand die Bereitschaft des Menschen zu Grausamkeiten definiert.

Hierarchie des Grauens

Zu den verdrängten Wahrheiten gehört auch, dass es beim Kämpfen und Töten sehr wohl Unterschiede gibt, dass es sogar so etwas gibt wie eine entsetzliche Hierarchie des Grauens.

So schrecklich jede Vergewaltigung einer Frau ist, der Horror lässt sich steigern: wenn der barbarische Akt sich zu einer stundenlangen Gruppenvergewaltigung ausweitet, wenn er vor den Angehörigen oder der Öffentlichkeit vollzogen wird, wenn angesichts schrecklicher Verstümmelungen sogar der Tod als Erlösung erscheint.

Tulkarm, West Bank, 17. Dezember. Anläßlich einer Beerdigung ihrer bei einem israelischen Angriff getöteten Kameraden
FOTO: WAHAJ BA

Dieser Artikel ist erschienen in...