TAUCHEN
14 April 2020
UMBUCHEN STATT STORNIEREN. Fünf Anschreiben erreichten mich bezüglich meines letzten Editorials, in dem stand, dass ich die Influenza anhand der damals aktuellen Coronavirus-Infektionszahlen (21.02.2020) für wesentlich gefährlicher hielt und sogar in den Urlaub nach Ägypten fliegen wollte. In den Zuschriften war von »journalistischer Nachlässigkeit«, »Verantwortungslosigkeit« gegenüber unseren Lesern, »Ignoranz« und »Dummheit « zu lesen. Entschuldigungen wurden gefordert. Dem komme ich hiermit nach: Entschuldigen Sie, liebe Leserinnen und Leser, falls ich es nicht deutlich genug dargestellt habe, dass es sich dabei nur um meine ganz persönliche Meinung ohne jeden Empfehlungshinweis gehandelt hat. Es sollte dabei auch keinerlei Verharmlosung der Situation zum Ausdruck gebracht werden. Mein damaliger Wissensstand (Mitte Februar!) beruhte auf der Einschätzung des Robert Koch Instituts, samt Zahlen zur Influenza, zu Covid-19 und den Hinweisen des Auswärtigen Amtes. Alles hochoffizielle Stellen, deren Lageeinschätzung sich, wie wir jetzt wissen, kurz darauf geändert hat und täglich ändert. Und natürlich hat sich auch meine Einstellung zum Thema geändert. Meine Familie und ich halten uns an alle Hinweise, bleiben zu Hause, meiden Kontakte zu Personen außerhalb unseres Haushalts und gehen in der Öffentlichkeit auf Abstand zu anderen Personen. Was hier im Kleinen passiert, passiert gerade auf der ganzen Welt und trifft viele Menschen weltweit – die wenigsten gesundheitlich, die meisten jedoch wirtschaftlich. Welche Folgen das haben wird? Man muss abwarten und kann nur darauf hoffen, dass hierzu getroffene ökonomische Maßnahmen der Regierungen weltweit greifen. Ob Helikoptergeld, zinslose Kredite, Steuerentlastungen – was wirklich hilft, müssen Experten entscheiden, in deren Haut ich nicht stecken möchte. Was der Tauchbranche im Kleinen helfen würde, zeigen die vielen Aufrufe der Veranstalter und Resorts, die aufgrund der derzeitigen Situation keine Gäste vermitteln oder aufnehmen können oder dürfen, und die mit Stornierungen und Rückforderungen zu kämpfen haben. Hilfreich wäre hier, auf sofortige Rückzahlungen zu verzichten, stattdessen Gutscheine und Umbuchungen zu akzeptieren. Wenn Sie sich hier im Stande sehen, einen Beitrag zum Überleben der Branche beizutragen, die Ihnen bisher die schönsten Urlaubsmomente bescherte, dann tun Sie das bitte. Auch uns trifft die derzeitige Situation mit voller Härte. Einerseits als Appendix der Tauchindustrie und andererseits als nicht überlebensnotwendiges Luxusprodukt, das in erster Linie mit Urlaubs- und Freizeitaktivitäten wirbt, die absehbar für die nächsten Wochen, hoffentlich nicht Monate, ausfallen werden. Wie uns wird es vielen, vielleicht auch Ihnen, gehen: Man schaut auf eine ungewisse Zukunft. Daher möchte ich mich an dieser Stelle bei Ihnen, die gerade diese Zeilen lesen, bedanken, dass Sie uns dennoch treu bleiben und das Heft gekauft oder abonniert haben. Doch jetzt zum Heft in Ihrer Hand: Diesmal haben wir uns etwas mehr in Reportage- und Wissenschaftsgebiete gewagt. Den Geschichten etwas mehr (Lese-)Raum gegeben und außerdem mit der verlängerten Galerie die Bildsprache in den Vordergrund gestellt. Beim Reiseschwerpunkt haben wir mit Island dem Lieblingsziel unserer Redaktion Platz eingeräumt und hoffen, auch Sie damit begeistern zu können. Aber auch der »Rest« des Heftes ist nicht zu verachten. So bekommt man einen neuen Blick auf Tahiti, erfährt etwas von einer versenkten Stadt im Osten und lernt wie immer etwas im Bereich der Tauchpraxis und Unterwasserfotografie. Viel Spaß mit dieser Ausgabe und bleiben Sie gesund.
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