TAUCHEN
15 January 2019
Vom KattoWITZ zum Hoffnungsschimmer … Leider beginnt sie mich langsam zu nerven, diese ständige Endzeitstimmung, wenn es um den Klimawandel und die Verschmutzung der Ozeane geht. Eine Katastrophenmeldung nach der anderen. Mein Schock des Monats waren die Ergebnisse einer Studie an über 100 Meeresschildkröten, von denen jede (!) Mülltüten gefressen und Kleinplastikteile im Körper hatte. Der aktuellste Schock war der Verlauf der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz. Man einigte sich darauf, sich über die eigenen Vergehen zu informieren. Sanktionen beim Verstoß gegen gesetzte Ziele gibt es nicht. Wow, wie eindrucksvoll drucklos, was für ein Witz. Wann merken eigentlich die Industrie, die Politik, wann merken wir, dass es nicht fünf vor 12, sondern schon Punkt 12 ist – es ist soweit, wir müssen handeln! Radikal handeln, Geld in die Hand nehmen, sehr viel Geld und endlich für unsere Wohlstandssünden gerade stehen. Weg mit sinnlosen Plastikprodukten, weg vom fossilen Brennstoff, weg von der ständigen Predigt des Konsums und ewigen Wachstums. Was revolutionär klingen mag, ist in meinen Augen der einzige Weg, um aus dem Dilemma herauszukommen. Derzeit opfern wir die Zukunft unserer Kinder unserer eigenen Bequemlichkeit. Reden schwingen und zum Wandel animieren ist das eine, wirklich in die Pötte zu kommen, etwas anderes – das merke ich an mir und meinem eigenen Konsumverhalten. Das mag wohl auch einer der Gründe sein, warum ich genervt von alldem bin. Man meint, als Einzelner nichts ausrichten, dagegen tun zu können. Was mich zu der Erkenntnis bringt, dass unser Verhalten nur durch Verbote und Verordnungen steuerbar ist. Und an diesem Punkt kommen wir zum Hoffnungsschimmer der Jahres. Noch vor Jahresende einigte sich die EU-Kommission, der Plastikflut, den Zigarettenstummeln und der Einwegartikel-Mentalität den Kampf anzusagen – durch Verbote, Restriktionen und Auflagen. Meine Rede. Allerdings nicht aus moralischen Gründen, sondern aus finanziellen. Auch gut. Hauptsache, es passiert etwas. Auch wir wollen das kommende Jahr nutzen, um Dinge in Bewegung zu setzen. Ein erster Beitrag ist unser Umwelt-Schwerpunkt dieser Ausgabe. Eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustands, zusammengetragen und kommentiert von Fachleuten und Wissenschaftlern. Viele weitere, kleine Schritte werden folgen. Wir werden Organisationen und Initiativen vorstellen, denen man sich als Einzelner anschließen und so in der großen Masse dann doch etwas bewirken kann. Wir werden auch immer wieder die Schattenseiten unseres Hobbys beleuchten müssen. Denn wir Taucher werden es sein, die die Auswirkungen des Wandels zu spüren bekommen – direkt vor unserer Maske. Darum wünsche ich Ihnen und uns viele Ideen und erfolgreiche Einsätze für das, was uns verbindet – eine faszinierende, gesunde Unterwasserwelt. Ihr Alexander Kaßler Chefredakteur Unterwasser P.S.: Bitte lassen Sie mich wissen, wie Ihnen unser Heft gefällt, was Sie vermissen oder gern anders hätten – redaktion@unterwasser.de
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