„Wärme und ähnliche Ansichten – das wäre schön“

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PERSÖNLICH

Treffen mit dem Volksschauspieler anlässlich unserer DVD-Reihe und des TV-Highlights „Das Puppenheim in Pinnow“ von 1984. Dabei erzählte uns der 73-Jährige auch von seinem Herzensprojekt, der besonderen Verbindung zu Katrin Sass – und einem möglichen zweiten Frühling …

Nach dem Gespräch im Berliner Restaurant „Boulevard Friedrichstraße“ machten wir mit dem Entertainer ein paar Schritte und gingen auch auf die Weidendammer Brücke
FOTOS: SuperIllu/Heike Niemeier, DRA

Herr Plathe, vor genau 50 Jahren kam „Das Puppenheim in Pinnow“ ins Fernsehen …

Und soll ich Ihnen was sagen? Eigentlich war das damals eine Art „Abfallprodukt“ – und dann plötzlich so ein Erfolg. Wir fragten uns alle, warum. Ich denke, dass da viele Fragen und Themen aufgegriffen wurden, die für Jugendliche wichtig waren. Vor allem natürlich die Liebe zwischen Lehrling und Ausbilder; aber auch das Infragestellen von Hierarchien. Wenn mich heute Frauen so um die 50 ansprechen, dann meist auf „Das Puppenheim in Pinnnow“ – das war ihre Jugend, ihr Film!

Sehen Sie manches rückblickend kritisch – etwa die Nacktheit der im Film knapp 16-jährigen Steffi? Oder die Tatsache, dass sich niemand so wirklich stört an dem ungleichen Paar?

Also zum Thema Nacktheit: In der DDR waren wir ja ständig unbekleidet; auf Rügen am Strand lief ich immer so rum. Nach der „Übernahme“ mussten wirdannschmerzlichzurKenntnis nehmen, dass das plötzlich ein Problem war. Es gab ganz genaue Einteilungen: Hier musstest Du ‘ne Badehose tragen, da ging‘s gnädigerweise ohne. Und was das Paar im Film angeht: Auch mit so was ist man damals weniger verspannt umgegangen. Wenn man das auch heute noch täte, gäbe es nicht so viel Missbrauch – das ist meine Meinung.

Ihre Filmfigur, Ausbildungsleiter Norbert, ist entgegen seinem Vorgänger sehr liberal, erzieht zu Eigenverantwortung. Was hatten Sie für Vorgesetzte – sowohl im Zoogeschäft, wo sie zunächst lernten, als auch an der heutigen „Ernst Busch“?

Also, im Zoogeschäft hat mich mein Chef mal in den Reptilienkeller geschickt, um eine Schlange für einen Kunden zu holen. Ich kriegte das Tier aber partout nicht in den Leinensack. Da meinte er zu mir: „Na, was haben wir denn über Reptilien gelernt?“ Und ich so: „Hm, dass das wechselwarme Tiere sind? Keine Ahnung …“ Darauf er: „Und was machen wir mit der Information?“ Ich: „Ach so, ich soll die Temperatur runterdrehen!“ Und er: „Geht doch!“ Da war schon eine gefühlte Ewigkeit vergangen und mir zum Heulen zumute, auch wegen meiner „Blödheit“. Aber dieses Beispiel war typisch für meinen Chef. Er war total menschlich und humorvoll. Und er hatte ein unglaublich großes Wissen. Auch an der Schauspielschule hatte ich im Grunde nur gute Lehrmeister, abgesehen davon

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