Die Kinder von Toitenwinkel

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ENGAGEMENT

Im Rostocker Stadtteil Toitenwinkel bietet die Fischkutter Jugend- und Begegnungsstätte vielen Kindern ein zweites Zuhause. SuperIllu hat den Verein besucht

Der Fischkutter ist Markenzeichen und Namensgeber des Vereins

Ein einsamer Fischkutter steht auf dem Gelände am Rande des Rostocker Stadtteils Toitenwinkel – einem Plattenbau-Stadtteil mit 15 000 Einwohnern, der oft als sozialer Brennpunkt bezeichnet wird und in dem fast die Hälfte aller Familien alleinerziehend sind. Der Fischkutter weist den, oft sozial benachteiligten, Kindern den Weg zur nach ihm benannten Jugend- und Begegnungsstätte, wo sie seit 1998 einen Zufluchtsort finden.

Nach der Schule bekommen sie hier Hilfe bei den Hausaufgaben, Freizeitangebote - und, ganz wichtig, ein warmes Mittagessen für zehn Euro im Monat. In Rostock, wo die Hortbetreuung zwar mittlerweile kostenlos ist, aber für die Verpflegung 90 bis 100 Euro pro Kind im Monat bezahlt werden muss, ist das ein ganz besonderes Angebot: ein warmes Essen für 50 Cent am Tag. „Das ist unsere Philosophie“, erklärt Philipp Schnabel, 33, SuperIllu. „Wir wollen für alle offen sein, jeder ist willkommen. So wie Jesus sagt: Lasset die Kinder zu mir kommen… Wir schicken niemanden weg. Auch wenn er die zehn Euro nicht zahlen kann.“ Der Pädagoge leitet das Haus, das zur Evangelischen Kirchengemeinde Toitenwinkel gehört und auch christliche Werte vertritt. Missionieren will Schnabel aber nicht. „Es ist FOTOS: SuperIllu/Yorck Maecke ein Angebot“, sagt er. „Wenn die Kids sagen, interessiert uns nicht - auch okay.” Er will die Kinder aber von der Straße holen. Viele von ihnen sind sich nach der Schule selbst überlassen, treiben sich rum. „Zum Beispiel auf Sperrmüll-Anlagen“, sagt er. Dort bauen sie sich Hütten, verbringen im Sommer da ganze Tage. „Toll, dass sie so kreativ sind, aber natürlich ist das auch mega-gefährlich.” Der Verein bietet den aktuell 37 „Fischkutter“-Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung: darunter eine eigene Holz- und Töpferwerkstatt, dazu können sie auf dem Gelände Bogenschießen, Fußballspielen, klettern und toben. Genau dafür wurde der „Fischkutter“ vor fast 27 Jahren gegründet. Nachdem einer Pastorin der Gemeinde auffiel, dass die Kinder in Toitenwinkel keinen Raum zum Spielen haben.

Philipp Schnabel leitet das Haus. Die Arbeit mit Kindern wie Leon, 9 (l.) und Sam, 7, ist für den Pädagogen eine Berufung
Platz für Kinder: Auf dem Gelände können die Kids nach der Schule ausgiebig spielen – und auch ihre Freunde oder Geschwister mitbringen
Philipp Schnabel hat immer ein offenes Ohr für die Kids.
Janina, 15, früher selbst „Fischkutter-Kind“, macht jetzt hier ein Schülerpraktikum
Für viele Kinder ist der „Fischkutter” ein zweites Zuhause geworden, in dem sie Freunde treffen und gerne Zeit verbringen
Raus

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