Kristina Vogel –Zeit für ein neues Kapitel

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INTERVIEW

Zwei Olympiasiege und elf WM-Titel hat die Bahnradsportlerin in ihrer Karriere eingefahren. Bei einem Unfall erlitt sie eine Querschnittslähmung. Doch sie erkämpfte sich schnell einen neuen Alltag und wurde zu einem Vorbild für viele

Im März 2018 bei der WM in Apeldoorn. Im Juni 2018 verunglückte sie beim Training in Cottbus

Kristina Vogel war einst die erfolgreichste Bahnradsportlerin der Welt, bis ein unverschuldeter Trainingsunfall 2018 ihre Karriere jäh beendete. Seitdem hat sie sich in vielen Rollen bewiesen. SuperIllu traf die 33-jährige Thüringerin, um mit ihr über ihr Leben zu sprechen.

Kristina, wie haben Sie die Jahre seit Ihrem Unfall erlebt? Ich schwanke zwischen Wimpernschlag und sechs Jahre. Einerseits fühlt es sich an, als wäre der Unfall gestern gewesen, andererseits ist viel passiert. Ich bin sehr faktenorientiert und habe mich dem neuen Leben schnell angepasst.

Wie haben Sie sich in dieser prägenden Zeit verändert? Beim Unfall war ich 27. Er hat mich krass erwachsen gemacht. Trotzdem bin ich noch ich, irgendwie auch die kleine Kristina. Aber ich musste lernen, Ansagen zu machen, darüber, was ich brauche, musste mich strukturieren. Das gehört wohl zum Erwachsenwerden dazu.

Am 7. März wurde Kristina Vogel nach 2012 und 2016 zum 3. Mal mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt. Die höchste nationale Auszeichnung für Erfolge im Sport setzt auch eine charakterlich vorbildliche Haltung voraus, heißt es in der Begründung.

Was bedeutet Ihnen die dritte Auszeichnung mit dem Silbernen Lorbeerblatt? Ich wollte immer drei. Hätte ich planmäßig in Tokio 2021 olympisches Gold geholt, hätte ich es wohl damals schon bekommen. Es kam anders, deshalb hat mich die Auszeichnung überrascht und sehr sehr gefreut. Es ist eine riesengroße Ehre. Mit mir wurden 70 Spitzensportler geehrt und ich durfte im Bundesinnenministerium die von mir geschriebene Dankesrede halten.

Sie scheinen heute bekannter zu sein als zu besten Bahnrad-Zeiten. Wie entscheiden Sie, welche Projekte Sie annehmen? Aus dem Bauch heraus, danach, ob es sich richtig anfühlt. Oft frage ich mich, wenn ich es nicht mache, wer dann? Ich weiß, dass ich bei vielen Projekten die Quotenbehinderte bin, so wie es die Quotenfrau oder Quoten-Person of Colour gibt. Klingt hart, ist aber so. Ich werde nicht mehr nur als die Sportlerin wahrgenommen, die mal einen Unfall hatte. Ich bin bereit, viel mitzumachen, auch weil Firmen und Institutionen lernen müssen, dass wir inklusiv leben müssen. Da sind wir 2024 noch weit von entfernt.

Bis 2023 haben Sie sich drei Jahre als Stadträtin in Erfurt u. a. für Barrierefreiheit engagiert. Wie ist Ihre Bilanz? In dieser Zeit habe ich gesehen, dass manche Prozesse einfach Zeit brauchen. Es ist in der Demokratie wichtig, dass wir uns gegenseitig anhören. Ich habe gelernt, dass di

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