Putins Krieg: Was ein ehemaliger Vertrauter sagt

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INTERVIEW

Als Ex-Gazprom-Berater stand Alexander Rahr dem Kreml-Chef Wladimir Putin einst nah. SuperIllu fragte ihn, wie er die Chancen einschätzt, dass der Krieg im Osten Europas endlich endet

Alexander Rahr (r.) bei einem Treffen mit Putin 2011 im „Valdai Klub“. Zwischen ihnen US-Russlandexpertin Angela Stent

Neben SPD-Ex-Kanzler Gerhard Schröder und dem Ostdeutschen Matthias Warnig galt Alexander Rahr, 64, lange als einer von Putins Männern für Deutschland. Er war Berater von Russlands Gazprom-Konzern, als mit dem Bau der Nordstream-Pipelines Deutschlands Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen nach Deutschland enorm wuchs. Und er war im deutschen Fernsehen oft präsent, wenn es darum ging, Putins Sicht auf die Welt zu erklären. Genau wie Schröder und Warnig hat auch Rahr eine sehr besondere Lebensgeschichte – aber eine ganz andere als diese beiden. Als Baltendeutsche und Großbürger im russischen Zarenreich flohen seine Großeltern nach der Oktoberrevolution vor Lenins kommunistischen Bolschewiken aus Russland. Rahrs Vater Gleb Rahr (1922-2006) engagierte sich im Exil in Deutschland u. a. bei Radio Free Europa und für die russischorthodoxe Gemeinde im Exil, war ein eingefleischter Gegner der Sowjetdiktatur. Alexander Glebowitsch Rahr war in Deutschland lange als Wissenschaftler und Osteuropa-Experte aktiv, u. a. bei „neutralen“ Organisationen wie der Deutschen Gesellschaft für Außenpolitik (DGAP). Doch schon damals wurde er als „Putin-nah“ angefeindet. 2015 heuerte er ganz offiziell beim russischen Staatskonzern Gazprom als Berater an. SuperIllu-Politikchef Gerald Praschl traf ihn nun zum Interview.

Herr Rahr, zwei Jahre tobt der Krieg mittlerweile. Gibt es eine Chance, dass er bald endet?

Weder Putin noch Selenskyj können den Krieg jetzt beenden. Putin hat keines seiner Ziele erreicht, weder den Sturz der ukrainischen Regierung, noch eine Demilitarisierung der Ukraine. Selenskyj und der Großteil der Ukrainer wollen weiterkämpfen, um alle die seit 2014 von Russland eroberten Territorien zurückzugewinnen. Doch Militärex-perten sagen, dass seit anderthalb Jahren an der ostukrainischen Front ein Patt herrsche. Man erlebt eine zerstörerische Materialschlacht. Beide Seiten erwarten die Abnutzung des jeweiligen Gegners. Selenskyj hofft auf westliche Wunderwaffen, während Putin auf eine Kapitulation der ukrainischen Armee setzt. Der Westen steht an der Seite Kyjiws und will keinesfalls eine Friedensregelung, nach der die Ukraine auf ihre Gebiete verzichten müsste. Denn das käme auch einer Niederlage des Westens und der NATO gleich. Doch vielleicht wird Trump, sollte er 2024 Präsident werden, den Krieg im Sinne Russlands beenden, weil er sich auf den Konflikt mit China und den Nahen Osten konzentrieren will. Vielleicht folgt ein Waffenstillstand, wonach Russland die eroberten Gebiete in der Südostukraine b

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