„In Leipzig kenne ich jede Leiche“

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LITERATUR

Leser der SuperIllu kennen ihn: Der „Blutiger-Osten“-Autor Henner Kotte aus Leipzig ist ein Garant für Nervenkitzel-Unterhaltung. Mit einer Mischung aus Krimi-Wissen und Heimatkunde zieht er ein großes Publikum in seinen Bann

Als Stadtführer macht Henner Kotte seine Gäste auch mit den dunklen Seiten der Stadt bekannt. Keine Gasse ohne Verbrechen!
Diese alte Steinschloss-Pistole ist ein Nachbau; Kotte kaufte sie bei einer Recherche in Tirol

Peng, ruft Henner Kotte, 61, und pustet sacht über das Mündungsloch der alten Pistole. „Keine Angst, ist nur ein Nachbau,“ beruhigt er den Reporter. Puh, Glück gehabt. Der Krimiautor hat das wuchtige Schießeisen immer in Reichweite, es hilft ihm beim Schreiben seiner True-Crime-Stories, Geschichten über Verbrechen, die sich tatsächlich ereigneten. Inspirieren lässt er sich auch von anderen Accessoires, die er um seinen Schreibtisch platziert hat: ein echter Gefängnisschlüssel, ein Zettel mit seinen eigenen Fingerabdrücken, Einbruchswerkzeug.

Henner Kotte, gemütlicher Typ mit fröhlichem Naturell, zählt zu den bekanntesten und umtriebigsten Krimiautoren in Sachsen. Sein Publikum schätzt ihn nicht nur für seine Bücher, von denen er die spannendsten in der SuperIllu-Reihe „Blutiger-Osten“ veröffentlicht. Beliebt ist er ebenso als Leipziger Krimi-StadtführerundalsKrimi-Vortragender auf den Leseund Kleinkunstbühnen. Auch im Radio ist er präsent: der Sender PSR strahlt seinen „Mordcast“ aus.

Das Talent, über brutale Verbrechen und zerstückelte Leichen anschaulich, unterhaltsam und ja, „lebendig“ zu schreiben, rührt nach eigenem Bekunden daher, dass er schon als Grundschüler mit dem Krimilesen begann. „Kennen Sie noch die blaue DIE-Reihe? Das war meine erste Lektüre!“

Links: Henner als stolzer ABC-Schütze. 1963 geboren, aufgewachsen in Dresden. In Leipzig und Moskau studierte er Germanistik
Links: Kotte (r.) zeigt Redakteur Krüger „Barthels Hof“ – einer der Schauplätze des „Peanuts“-Immobilienskandals der 90er Jahre, ausgelöst von Pleitier Jürgen Schneider
Unten: In Schulen macht der Autor regelmäßig Heimatkunde der besonderen Art. „Bei mir sind alle mucksmäuschenstill, weil ich ihnen nur Spannendes erzähle!“
Über das „Astoria“ (Foto 2013), seit 1996 leer stehend, schrieb er eine „Biografie“. Ein Investor will das Haus 2025 verkleinert wiedereröffnen

Klar, jeder DDR-sozialisierte Krimi-Fan hatte schon mal ein Exemplar der DIE-Reihe („Delikte, Indizien, Ermittlungen“) in der Hand, und er (oder sie) hat es vermutlich nicht wieder weggelegt, bis es ausgelesen war. Die Taschenbücher mit dem auffälligen dunkelblauen Cover erschienen im Verlag Das Neue Berlin; seit 1970 kam alle zwei Monate ein n

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