REZENSIONEN POP

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Rock/Avant-Pop

CD DES MONATS

MUSIK ★★★★★

KLANG★★★★★

LP

Vampire Weekend Only God Was Above Us Columbia

Ezra Koenig dürfte der einzige Songwriter im Indie-Rock-Genre sein, der als ehemaliger Lehrer in Songs die Schrifttype Futura und das Oxford-Komma erwähnte. Seit Beginn seiner Musikerkarriere fand er oft Gefallen daran, mit sehr genau überlegten Versen die Grenze zum Absurden zu testen, ohne sich deswegen gleich ganz in surreale Gefilde à la Captain Beefheart zu wagen. In frühen Songs überraschte er mit Ausflügen in Ska, Afro-Pop und jamaikanische Dancehall-Klassik, später mit Anklängen an Folk-Rock und Barock-Pop. Mehr Songs über Gott und Glauben, Liebe und Tod schrieb er für das Meisterwerk „Modern Vampires Of The City“ (2013), das dritte Album der New Yorker Band.

Krieg ist Thema in drei Songs von Opus fünf, „Prep-School Gangsters“ ist inspiriert durch einen Artikel desselben Titels in der Zeitschrift „New York“ über jugendliche Drogengangs an Privatschulen der Metropole, von Koenig nüchtern kommentiert mit den Versen „Call it business, call it war / Cutting class through revolvin’ doors“.

Eher lapidar und abgeklärt kommentiert er das Lebensgefühl der Millennials im Song „Gen-X Cops“ mit der hymnisch verhallten Bemerkung „Each generation makes its own apology“. Ziemlich zynisch klingt dagegen die Bemerkung in „Classical“, die gebildete Klasse habe in alten Zeiten zu Beginn eines Krieges gewusst, was sie zu tun habe. In manchen der neuen Songs klingt Koenig nahezu wie ein alttestamentarischer Prediger, wenn er sich, mittlerweile 40 Jahre alt, als Fatalist bekennt, was die Zukunft der Spezies Homo sapiens betrifft. Trösten will er offenbar doch in „Ice Cream Piano“ mit der Versicherung „I see the vampires walkin’, don’t be gripped by fear, you aren’t next / We’re all the sons and daughters of vampires who drained the old world’s necks“ – und am Ende mit dem Song „Hope“, das besinnliche Balladenfinale des weithin pessimistischen Songzyklus.

Rock

HD LP

MUSIK ★★★★★

KLANG ★★★★★

Was bedeutet es für eine Band wie die Beatsteaks, sieben Jahre kein Studioalbum zu machen? Sich neu zu sortieren und schließlich mit Olaf Opal einen frischen Produzenten ins Boot zu holen. Mit ihm haben sich die Musiker in ihrer Heimatstadt Berlin ins Columbia Theater eingemietet. Das hatte durchaus Konsequenzen: Über die gesamte Platte legt sich ein Hallschleier, der ihr aber gut zu Gesicht steht. Stilistisch bricht ein Kampf aus: vom hämmernden „Goodbye“ über das sphärische „Katharina“, gespickt mit satten Gitarrenriffs, bis zum anschmiegsamen „Love Like That“. In „Tonight“ prescht das Klavier vor. Eines ist dieser Langspieler niemals: langweilig.

Rock

LP

MUSIK ★★★★★

KLANG

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