ZWEI TURBOS FÜR MCs

6 min lesen

MC-ÜBERTRAGER

Passive Übertrager heben die Ausgangsspannung von MC-Abtastern auf MM-Niveau an. Unlängst stellte Pro-Ject zwei neue vor. Pushen die „MC Step Up Boxen“ S3 und DS3 B nur den Pegel oder auch den Klang?

Stimmt schon, sie sind etwas aus der Zeit gefallen, und mancher Analog-Fan weiß womöglich schon gar nicht mehr, was „Step-up Transformer“, die hier im Mittelpunkt stehen, zu Deutsch: „Trafo-Übertrager“ für Moving Coil-Tonabnehmer (MC), überhaupt sind. Wir erinnern uns: Ihren großen Auftritt im HiFi-Sektor hatten die Step-ups während der Siebziger und wohl auch noch durch die achtziger Jahre hindurch, als es anfangs noch keine CD gab und folglich die Schallplatte für die meisten Hörer die primäre Musikquelle war.

Damals kamen als Alternative zu den gängigen MM-Pickups die ersten MC-Tonabnehmer auf den Markt – und sogleich schwer in Mode. Genau wie heute noch lieferten diese gerade mal ein Zehntel – und oft nicht mal dieses – der Ausgangsspannung üblicher MMs und erforderten daher Phono-Eingänge mit höherer Verstärkung. Hinsichtlich der Eingangsimpedanz wollten sie zudem Werte zwischen 50 und 500 Ohm anstelle der MM-Normimpedanz von 47.000 Ohm „sehen“.

Allerdings besaßen damals nur die wenigsten Verstärker einen Phono-MC-Input, während viele der Vinylhörer unbedingt eines der angesagten, von HiFi-Presse und Insidern als klanglich überlegen empfohlenes, modernes MC-Pickup ausprobieren und besitzen wollten. Zwar wurden die ersten High-Output-MCs als Mittler zwischen den Welten angeboten, doch diese tummelten sich eher in den unteren Preis-und Qualitätsligen und wurden auch deshalb als fauler Kompromiss betrachtet.

Übertrager als Problemlöser

Und genau da kamen die Übertrager ins Spiel, an die man sein Low-Output-MC anschließt und die dessen geringe Spannung auf MM-Niveau hochtransformieren. Dies geschieht passiv, also ohne Stromzufuhr. Zu einiger Berühmtheit gelangten dabei die als Mini-Übertrager zwischen Cinch-Stecker und Phono-MM-Buchse eingesetzten Adapter von Ortofon und Sony.

Hatte der Vor- oder Vollverstärker eine Phono-MC-Stufe, die dem Tonabnehmer das passende Umfeld lieferte, machte dies die Step-ups zuweilen dennoch nicht arbeitslos, da die frühen, hochverstärkenden MC-Zweige – „no gain without pain“ – nicht selten recht harsch, kühl und spröde klangen und/oder relativ deutlich rauschten, sodass die hifidele Hörerschaft nach wie vor dem praktischen Doppel aus rauschfreiem Übertrager und typischerweise um satte 20 Dezibel geringer anhebenden MM-Eingang klar den Vorzug gab.

Dieser Artikel ist erschienen in...