DER FIGHT IHRES LEBENS

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IM ALLEINGANG MACHTE REGINA HALMICH IN DEN 90ERN DAS FRAUENBOXEN IN DEUTSCHLAND SALONFÄHIG. ÜBER EINEN KAMPF, DER TROTZ ALLER EHRUNGEN NOCH LANGE NICHT BEENDET IST

FOTOS: MARC NIEMEYER
LLAS VEGAS – DIE GLITZER- METROPOLE, DIE H AUPTSTA DT DER GLÜCK SR ITTER, DA S SÜN- DENBA BEL , DA S ELV IS IN „V I VA LAS VEGAS“ BESU NGEN H AT: AN K EINEM A NDER EN ORT IST DER GL AUBE AN DEN AMERIK ANI- SCHEN TR AUM – VOM TELLER- WÄ SCHER ZUM MILLIONÄ R – SO TIEF V ER A NK ERT. A LLER DINGS SIND IN DER STA DT, DIE AUCH ALS „MEKK A DES BOX ENS“ GI LT, VIEL MEHR TR ÄUME GEPL ATZ T, ALS JE WA HR W UR DEN.

Als Regina Halmich, die deutsche Box-Queen, am 5. Oktober von Frankfurt aus in Las Vegas ankam, war dies auch ein Trip in ihre eigene Vergangenheit – und eine Reise in die sportliche Unsterblich keit. The International Women’s Boxing Hall of Fame (IWBHF), die internationale Ruhmeshalle des Frauenboxens, ehrte sie tags darauf im Orleans Hotel & Casino für ihr Lebenswerk. Die Zahlen dieses Lebenswerks im Seilgeviert lesen sich so: 56 Prof ikämpfe, 54 Siege, 16 Knockouts, 1 Remis, 1, Niederlage. Europameisterin, Weltmeisterin im Fliegengewicht von 1995 bis zum 30. November 2007, als sie in ihrer Geburtsstadt Karlsruhe die Karriere beendete.

„Es war eine wunderbare, intime, stilvolle Veranstaltung. Es war wirklich sehr bewegend für mich. Dass ich hier geehrt werde, macht mich sehr stolz. Klar: Lebenswerk, das klingt sehr komisch, wenn man 47 Jahre alt ist. Ein bisschen hat man da schon das Gefühl, jetzt kann ich mich gleich in die Kiste legen“, sagt Halmich. „Aber es ist für mich natürlich eine große Genugtuung, an dem Ort, an dem ich meine einzige Niederlage erlitten habe, diese große Auszeichnung zu erhalten. Ich habe erst im Laufe der vergangenen Jahre realisiert, dass die Menschen meine Karriere und das, was ich erreicht habe – und das sage ich ohne jede Arroganz –, als Zeitgeschichte betrachten. Damals war mir das nicht im Ansatz bewusst. Ich war immer nur die Regina, die ihrer Passion nachgegangen ist. Mit dieser Auszeichnung in Las Vegas schließt sich für mich ein Kreis.“

EINE ZEITREISE zum Anfang dieses Kreises: Es war der 20. April 1995, als Halmich im Aladdin Hotel & Casino in Las Vegas auf die Amerikanerin Yvonne Trevino traf – und schwer getroffen wurde. Zwar ging in der ersten Runde Trevino zu Boden, Sekunden später war es aber Halmich, die sich auf den Brettern, die im Boxen die Welt bedeuten, wiederfand. Früh im Fight erlitt sie eine tiefe, schwer blutende Platzwunde unter dem linken Auge, nach der vierten Runde brach Ringrichter Mitch Halpern schließlich den Kampf ab. Aus, vorbei – der amerikanische Traum geplatzt.

Nun begegneten sich die beiden einstigen Kontrahentinnen bei der Ehrung in Las Vegas wieder. „Das war ganz herzlich, ich mag Yvonne wirklich sehr. Keine von uns hätte sich da