KAMPF DER SYSTEME

13 min lesen

Die aufstrebende European League of Football will den American Football in Deutschland nach dem NFL-Vorbild revolutionieren. Auf der anderen Seite: die etablierte German Football League, die aufs deutsche Vereinswesen setzt. Ein Sport- und zwei Ligen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie können ELF und GFL dauerhaft nebeneinander bestehen?

ILLUSTRATION: RAFA ALVAREZ
US-SHOW VS. TRADITION ELF-Klub Stuttgart Surge (oben) beim Einlauf aufs Feld.
FOTOS: ALAMY
Die GFL- Konkurrenz der Schwäbisch Hall Unicorns

DIE ERSTE REISE ging für Moritz Böhringer bei seinem neuen Team direkt nach Paris, ins Stade Jean- Bouin. Das Stadion liegt direkt neben dem bekannten Fußballstadion Parc des Princes. Die Reise, die Stadt, das Flair begeistern ihn. Der Gegner: die Paris Musketeers, ein neues Team in der Liga, das auf Anhieb 4.200 Fans ins Stadion gelockt hat. Sie geben an, das einzige professionelle American-Football-Team in Frankreich zu sein. Böhringers Team gewinnt.

Böhringer spielt seit dieser Saison bei Stuttgart Surge in der European League of Football (ELF) – und ist mit ihnen ein heißer Titelkandidat. In der vergangenen Saison noch waren sie Letzter, doch als Böhringer, einige Mannschaftskollegen und sein Trainer nach Stuttgart wechselten, änderte sich das schlagartig.

Die Mannschaft führt die Central Conference, also ihre Gruppe innerhalb der Liga, seit Wochen an. Der große Star des Teams ist schon jetzt der aus den USA stammende Quarterback Kenyatte Allen, der erst kürzlich nach Stuttgart gewechselt ist.

Böhringer mag die Spiele in anderen Ländern – und auch die Spieler aus anderen Ländern. „Ich fand von Anfang an gut, dass es in der ELF internationale Spiele in großen Städten Europas gibt“, erzählt er. Für viele Menschen sei es „schön, dass alles ein bisschen glamourös ist“.

So glamourös kennt er es bereits aus der National Football League (NFL), in der der 29-Jährige drei Jahre spielte. 2016 war er der erste Profi überhaupt, der aus Europa zu einem NFL-Team wechselte, ohne zuvor ein College in den USA besucht zu haben. Das Timing war perfekt: Denn in Deutschland ging damals der NFL-Hype so richtig los. Mit den Übertragungen durch ProSieben- Sat.1 wuchs die Zahl der Zuschauer vor den Fernsehern enorm. Böhringer erlebte den Hype vor Ort, sein erstes Team in der NFL waren die Minnesota Vi-kings. Er wurde erkannt, beliebt, die Menschen mochten ihn.

Sieben Jahre später erlebt er das alles wieder, aber eine Nummer kleiner: in der ELF. Die Spiele der Stuttgart Surge überträgt ProSieben Maxx im Free-TV, die Liga sorgt dafür, dass die Fans so viel wie möglich über Fernsehübertragungen und die sozialen Netzwerke mitbekommen. In das Gazi-Stadion im Stuttgarter Stadtteil Degerloch kommen mehrere Tausend Fans pro Spiel.

Seit die European League of Football gestartet ist,