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KONFLIKTE UNTER GESCHWISTERN

Streit zwischen Geschwistern ist häufig – und wichtig: Er bereitet den Boden für den sozialen Umgang im späteren Leben. Was die Kinder dabei lernen, hängt vor allem vom Verhalten ihrer Eltern ab.

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Stefanie Uhrig ist promovierte Neurowissenschaftlerin und Wissenschaftsjournalistin. Sie lebt in Erbach im Odenwald.
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Eltern kennen das: Die Kinder lachen und spielen fröhlich miteinander. Dann schlägt von einer Sekunde auf die nächste die Stimmung um. Es folgt Geschrei. »Mamaaa, Simon hat mich an den Haaren gezogen!«, brüllt die Tochter. »Aber nur, weil du mir das Auto weggenommen hast«, kontert ihr Bruder. »Gar nicht wahr, du hast es mir doch zuerst weggenommen!« Schon stehen die Eltern mitten in einem Konflikt, dessen Beginn sie nicht gesehen haben, der ihnen halb so wild erscheint und mit dem sie dennoch irgendwie umgehen müssen. Eine schwierige Situation, denn was die Erwachsenen tun, prägt den künftigen Umgang der Kinder mit Streit.

Ein mögliches Szenario: Die Eltern machen kurzen Prozess und bestrafen Simon. Es ist zwar unklar, wer den Konflikt ausgelöst hat. Aber jemanden an den Haaren zu ziehen – das geht nun wirklich nicht. Der Streit ist dann zwar beendet, doch Simon findet das sicher ungerecht. Mit seiner Schwester Lina will er dann wahrscheinlich erst einmal nicht mehr spielen. »Es ist ungünstig, wenn die Eltern als Problemlöser auftreten und die Situation auf ihre Weise beenden«, sagt Tanja Legenbauer, klinische Psychologin an der Ruhr-Universität Bochum. »Dann gibt es meist einen Gewinner und einen Verlierer. Gerade bei Geschwistern ist das eine schwierige Dynamik.« Kinder lernten außerdem selbstwirksamer, wenn sie allein zu einer Kompromisslösung kommen. Wäre es also besser, gar nicht einzuschreiten?

Theoretisch könnte es funktionieren: Simon erkennt, dass er seiner Schwester weh getan hat, und entschuldigt sich. Lina geht darauf ein und vergibt ihm. Sie spielen daraufhin abwechselnd mit dem Auto. Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass der Konflikt eskaliert. Schließlich sind die Gemüter bereits erhitzt, beide sehen sich im Recht und niemand möchte nachgeben. Wenn Erwachsene nicht eingreifen, orientieren sich Mädchen und Jungen häufig aneinander: Reagiert ein Streitender trotzig und aggressiv, zieht der andere nach und sie schaukeln sich gegenseitig hoch. Macht ein Kind aber einen konstruktiven Vorschlag, ist die Chance groß, dass sich das andere darauf einlässt.

Interessanterweise gibt dabei nicht unbedingt das ältere Kind den

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