Der Feind im Kinderzimmer

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GESCHWISTERMOBBING

Wenn ein Geschwisterkind das andere wiederholt hänselt oder drangsalier t, sollten Eltern einschreiten. Das bedeutet, die Bedürfnisse beider zu klären und nicht selbst aggressiv zu werden.

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Stella Marie Hombach ist Journalistin und arbeitet als systemische Therapeutin und Körperpsychotherapeutin (GST) in Berlin.
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Es gibt Kinder, die Angst haben, nach der Schule nach Hause zu gehen. Auf dem Weg zieht sich ihnen der Magen zusammen: Zu Hause, so fürchten sie, werden sie wieder tyrannisiert, beschimpft, manchmal sogar geschlagen – nicht von ihren Eltern, sondern von ihren Geschwistern.

Auf den ersten Blick stecken dahinter nur Kleinigkeiten: Die eine Schwester zieht absichtlich immer wieder die Kleider der anderen an, der eine Bruder macht sich über den anderen lustig. Mitunter beschimpft ein Geschwisterkind das andere, macht es verbal fertig, schubst es, zieht es an den Haaren – oder schlägt sogar zu. Und das nicht nur einmal, zweimal, sondern jahrelang.

»Was hier passiert, ist kein normaler Streit, sondern Geschwistermobbing«, sagt der Entwicklungspsychologe Dieter Wolke von der britischen University of Warwick. Wolke gilt als Koryphäe auf diesem Gebiet; in den vergangenen Jahren hat wohl niemand so viele Studien über Geschwistermobbing durchgeführt wie er mit seinem Team.

Dabei ist Streit unter Geschwistern an sich weder schlimm noch ein seltenes Ereignis –in der Regel kommt es dazu sogar mehrmals am Tag. »Durch Konflikte lernen Kinder, miteinander ins Gespräch zu gehen, über Dinge zu verhandeln und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln«, erklärt Wolke. Das Austragen von Konflikten dient also der Entwicklung von sozialen Kompetenzen. »Mobbing ist jedoch mehr als bloßes Streiten«, sagt der Psychologe. »Beim Mobbing werden Hänselei und Gemeinheiten bewusst und systematisch eingesetzt, um dem anderen zu schaden, oft über Jahre.« Hier wird nicht auf Augenhöhe verhandelt, sondern Macht ausgespielt.

Das Ausmaß ist beachtlich. »Gewalt zwischen Geschwistern gehört damit zu den häufigsten Formen von Gewalt, die Kinder im Kindesalter erfahren, mehr noch als von Eltern«, berichtet Wolke. Je nach Studie und Definition geben gut 15 bis 50 Prozent der Kinder an, von ihren Geschwistern gemobbt zu werden. 10 bis 40 Prozent räumen ein, ihre Geschwister zu mobben, und ein nicht unerheblicher Teil ist Täter und Opfer zugleich.

In einer bevölkerungsrepräsentativen Studie des Kompetenzzentrums Kinderschutz in Ulm wurden mehr als 2500 Ver

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