WARUM WEDELT DER HUND?

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MYSTERIÖSES VERHALTEN

Auch nach mehr als 100 Studien zum Thema bleibt das Schwanzwedeln unverstanden und widersprüchlich. Das zeigt jetzt eine Überblicksarbeit zum häufigsten Fleischfresser der Erde.

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Jan Dönges ist Redakteur für Geschichte, Umwelt und Technologie.

Während andere Wirbeltiere mit ihrem Schwanz balancieren, sich abstützen (Känguru) oder nach lästigen Fliegen schlagen, hat das Anhängsel in der Familie der Hunde eine ganz eigene Aufgabe übernommen: Es dient vorrangig der Kommunikation. Ein zwischen die Beine geklemmter Schwanz etwa signalisiert bekanntermaßen Angst und Unsicherheit, bei Haushunden ebenso wie bei ihren wilden Verwandten, den Wölfen. Das auffällige Schwanzwedeln ist bei Wölfen allerdings weniger stark ausgeprägt. Es scheint ein Verhalten zu sein, das sich erst im Zuge der Domestikation bei den Hunden herausbildete. Inzwischen ist es eine der gebräuchlichsten Kommunikationsformen auf diesem Planeten: Mit geschätzt einer Milliarde Individuen zählen Haushunde zu den am meisten verbreiteten Säugetieren überhaupt und den häufigsten Fleischfressern.

Was aber der Hund mit seinem teils exzessiven Schwanzwedeln ausdrücken möchte und welche Rolle der Mensch bei der Herausbildung dieses Verhaltens gespielt hat, sollte eine Überblicksstudie zeigen, für die Fachleute vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nimwegen und der Veterinärmedizinischen Universität Wien mehr als 100 Studien zum Thema ausgewertet haben. Die Ergebnisse sind in »Biology Letters« erschienen.

Dabei identifiziert das Team allerdings statt eindeutiger Erkenntnisse immer noch größere Wissenslücken in der Forschung. Für viele populäre Annahmen – allen voran, dass ein Hund, der mit aufgerichtetem Schwanz wedelt, glücklich und nicht gestresst ist – gebe es keine wirklich zuverlässigen Belege. Studien, bei denen das Stresshormon Kortisol gemessen wurde, offenbarte keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Wedelfrequenz und Wohlbefinden. Das Wedeln könne in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Botschaften ausdrücken, heißt es darum in der Studie, auch abhängig davon, ob der Empfänger ein Artgenosse oder ein Mensch ist.

Bei Wölfen signalisiere ein langsames Wedeln mit tief gehaltenem Schwanz typischerweise Unterwerfung oder Besänftigung. Ein aufgeregtes Wedeln mit aufgerichtetem Schwanz kommt bei den wilden Rudeltieren dagegen nicht vor. Doch an der Grundbotschaft – Besänftigung und freundschaftliche Beziehungspflege – scheint sich auch bei den domestizierten Hunden nichts geändert zu haben. An ein Herrchen oder Frauchen gerichtet, wird daraus dann mitunter ein Betteln.

Wedeln mit Schlagseite

Dass die simple Gleichung, wonach ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, sich wohlfühlt, nicht aufgeht, zeigt das »Lieblingsergebnis« der Koa

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