WIE GLYPHOSAT DIE WELT EROBERTE

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Das Herbizid wurde ursprünglich auf der Suche nach besseren Wasserenthär tern entwickelt. Wie es wirkt, verstand man erst, nachdem es in der modernen Landwir tschaft bereits allgegenwär tig geworden war.

Philip A. Rea ist Professor für Biologie an der University of Pennsylvania.
DUSAN KOSTIC / STOCK.ADOBE.COM

Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat, bekannt etwa unter dem Markennamen »Roundup«, hat die weltweite Landwirtschaft radikal verändert. Seine Entdeckung und seinen Erfolg verdankt er einer Reihe besonderer Zufälle.

Seit seiner Einführung im Jahr 1974 wurden weltweit mehr als zehn Millionen Tonnen Glyphosat versprüht. Ursprünglich erfolgte der Einsatz vorsichtig, um nur unerwünschtes Grün und keine Nutzpflanzen abzutöten. Als 199 6 jedoch gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Markt kamen, die gegen die tödliche Wirkung von Glyphosat resistent sind, konnte man das Unkrautvernichtungsmittel bei diesen Nutzpflanzen ungehindert anwenden – und der Einsatz stieg explosionsartig an.

2019 wurde das Mittel allein in den USA auf durchschnittlich 121 Millionen Hektar (1,2 Millionen Quadratkilometer) Ackerland pro Jahr ausgebracht. Das entspricht etwa dem Fünffachen der gesamten Landfläche des Vereinigten Königreichs. Hinter der Entdeckung des Mittels stehen ein außergewöhnliches Zusammentreffen einiger besonderer Faktoren und ein wissenschaftlicher Zufall. Wenn man biologisch aktive Substanzen nach rationalen Gesichtspunkten entwirft, untersucht man zunächst Verbindungen mit bekannter Wirkung. Anschließend stellt man leicht veränderte Versionen dieser Moleküle her, in der Hoffnung, sie mögen die gewünschten Aktivitäten in verfeinerter oder verstärkter Form haben.

Glyphosat wurde nicht auf eine solche Weise entwickelt – ganz im Gegenteil. Seine Anfänge bei Monsanto gehen auf das Jahr 19 60 zurück. Damals erfanden Wissenschaftler in der unternehmenseigenen Abteilung für anorganische Stoffe ein neues Verfahren, um Aminomethylphosphonate (AMP) herzustellen – Moleküle, die als Wasserenthärter dienen sollten. Wasserenthärtungsmittel binden sich an Minerale, die Kalkablagerungen (Kalzium- oder Magnesiumkarbonat) in Rohren, auf Warmwasserbereitern und Ähnlichem verursachen, und verhindern so das Verkalken. Das Unter-nehmen hatte bereits einige solcher Wasserenthärter auf dem Markt, doch nachdem es ein Verfahren entwickelt hatte, mit dem sich die Produkte einfach und mit hoher Ausbeute herstellen ließen, begann es, nach leistungsfähigeren und günstigeren Varianten zu suchen.

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