Wie ich atme , so fühle ich

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ATMUNG UND GEHIRN

Macht uns etwas Angst, beginnt unser Herz zu klopfen und wir atmen automatisch schneller. Umgekehr t können wir uns aktiv beruhigen, indem wir den Atemrhythmus verlangsamen. Wie gelingt die Teamarbeit von Hirn und Lunge?

TOMMASO LIZZUL / STOCK.ADOBE.COM

Es gibt Dinge im Leben, die sind so selbstverständlich, dass wir sie kaum wahrnehmen. Wie oft denken Sie beispielsweise an Ihre Atmung? Die meiste Zeit von Ihnen unbemerkt, hebt und senkt sich Ihr Brustkorb in einer sturen Regelmäßigkeit, lässt sauerstoffreiche Luft in die Lungen einund CO2 -haltige ausströmen. Egal, ob Sie auf dem Fahrrad schwitzen, vor dem Fernseher lümmeln oder tief schlafen: Jeden Tag atmen Sie etwa 20 000-mal ein und wieder aus. Mit 80 Jahren werden Sie schon rund 600 Millionen Atemzüge hinter sich haben, mit denen man 100 Heißluftballons füllen könnte!

Anna von Hopffgarten ist promovierte Biologin und Redakteurin für Hirnforschung, Psychologie und Medizin.

AUF EINEN BLICK

01 Unser Gemütszustand beeinflusst unmittelbar unseren Atemrhythmus. Im Gegenzug können wir durch bewusstes Luftholen Stress abbauen und unsere Empfindungen steuern.

02 Das geschieht einerseits über das autonome Nervensystem: Eine langsame Atmung dämpft die Aktivität des Sympathikus, wodurch sich der Herzschlag beruhigt und der Körper entspannt.

03 Zusätzlich wirkt die Atmung direkt auf das Gehirn: Über Druckrezeptoren in der Nasenhöhle überträgt sich der Atemrhythmus auf die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn.

DIE MACHT DER ATMUNG | Mit einer bewussten Atmung können wir gezielt unsere Gefühle beeinflussen.
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So unauffällig der Körper uns auch mit Sauerstoff versorgt – hin und wieder drängt sich die Atmung doch in unser Bewusstsein. Das geschieht vor allem dann, wenn sie gestört wird: sobald wir uns beispielsweise verschlucken, unter Wasser gedrückt werden oder einen Asthmaanfall erleiden. Umgehend fühlen wir uns unwohl oder werden panisch und setzen alles daran, die Lunge wieder frei zu bekommen. Umgekehrt reagiert das Atemsystem prompt, wenn wir uns erschrecken oder große Angst haben. Wer kennt nicht die kindliche Sorge, sich beim Versteckspiel durch aufgeregtes Keuchen zu verraten?

Die Atmung ist also einerseits stabil und zuverlässig, andererseits aber extrem flexibel: Immer wieder passt sich ihr Rhythmus den veränderten Bedingungen an, ob beim Lachen, Sprechen und Essen oder infolge aufkommender Emotionen.

Für das unermüdliche Auf und Ab des Brustkorbs sorgen spezielle Nervenzellen im Hirnstamm. Während das Herz seinen eigenen Schrittmacher enthält, der den Startschuss für jede Kontraktion gibt, ist die Lunge auf das Atemzentrum an der Basis des Gehirns angewiesen. Einer der Ersten, der diese Region entdeckte, war der französische Physiologe César

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